Sonntag, 24. April 2011

Bolhgrad (UA)

Finally... Nun sind wir also endlich dort, wo wir unsere sehr spärlichen Kyrillisch- und Russisch-Kenntnisse anbringen können. Und das meint in diesem Fall die Ukraine. Und so holprig, wie es bisher sprachlich läuft, freuen wir uns ingsamt vier Länder auf unserem Weg zu haben, in denen wir an unserem Russisch-Vokabular feilen können ;-)

Der Weg hierher hat uns gestern und heute auch durch die Republik Moldau geführt. Ein sehr kurzer Abstecher mit einer Übernachtung und insgesamt rund 60 geradelten Kilometern. Ursprünglich hatten wir einen kompletten "Durchmarsch" an einem Tag geplant, aber es kam mal wieder anders...

Nachdem wir unsere beiden kleinen Karpatenpässe (knapp über 1.000m) ohne größere Probleme hinter uns gebracht hatten, waren die beiden anschließenden Tage recht stressig: Eine durchgehend böse Buckelpiste mit Löchern so tief, das sie dadurch kenntlich gemacht wurden, dass man ganze Tannen darin versenkt;Städte, die in ihrem Charme Dunajvaros (siehe Ungarn ;-)) in nichts nachstehen und - nie schön, insbesondere aber nicht in Verbindung mit den beiden erstgenannten Faktoren - Gegenwind. Da mag es nicht verwundern, dass unsere Motivation den nächsten (und ersten "echten") Grenzübertritt ins Auge zu fassen, binnen kürzester Zeit einen dramatischen Anstieg erfahren hat.

Unserer letzter Rumänien-Tag hat sich dann größte Mühe gegeben, die Erfahrungen der Vortage zu kompensieren - mit Erfolg: Endlich wieder blauer Himmel und dazu eine höchst ansehnliche landschaftliche Kulisse. Einziges Manko: Die rumänische Landschaft hat nahe der moldawischen Grenze die für Radfahrer unangenehme Eigenschaft, sich in tiefe Wellen zu legen. Heißt: Raufkämpfen, den "Gipfel" im Blick, oben feststellen, dass direkt die nächste Welle folgt, runterrollen, wieder raufkämpfen usw. usf. Auf diese Weise haben wir es geschafft, insgesamt 1.700 Höhenmeter zu sammeln (und das ist für uns - mit Gepäck - nicht nur auf dieser Reise Rekord), ohne auch nur einmal über 350m über NN zu sein. Höhenmeter ackern ist eines, dann aber sollten zumindest die Streckenkilometer zurückhaltender ausfallen. Da wir aber in sämtlichen Städtchen auf unserer Strecke auf keine Pension o.ä. gestoßen sind, blieb uns nach über 7 Stunden (netto!) auf dem Rad nur die Wahl: ab in die Büsche mit dem Zelt oder nochmal 30 km "beißen" und ab nach Moldau. Da die Büsche und damit der Sichtschutz von der Straße nur äußerst spärlich ausfielen, fiel die Wahl auf letzteres. Gegen den Sonnenuntergang antretend ab nach Orancea und von dort erst durch die rumänische und dann durch die moldawische Grenzkontrolle. V.a. letztere fiel deutlich unkomplizierter aus als gedacht (nachdem wir schon diverse Male gelesen hatten, etwas Handgeld könne hier vonnöten sein... keine Spur). Unsere Sorge, auch auf moldawischer Seite keine Unterkunft zu finden, wurde prompt von einem der Grenzer zerstreut, der uns nicht nur ein Hotel empfahl, sondern uns gleich auch eine Wegzeichnung anfertigte. Abzocke, Absteige... Wir hatten mit allem gerechnet. Nur nicht damit, in Cahul (MD) unsere bislang exquisiteste Unterkunft zu finden. Noch dazu ausgestattet mit einem anständigen Restaurant (nach über 130 km, den erwähnten Höhenmetern und bei Ankunft knapp 9 Stunden Netto-Fahrtzeit ein wahrer Segen).

Und auch unsere heutigen Moldau-Erfahrungen waren durchweg positiv (in keinem Land wurden wir bislang so oft und nett von Autofahrern etc. gegrüßt). Also schade eigentlich, dass unser Abstecher nur so kurzer Natur war. Aber schon in 14 Tagen beginnt unser Russland-Visum und noch ist offen, ob wir in Odessa eine Fähre auf die Krim bekommen können (nach neuesten Informationen, sollen mit den alten, spritfressenden russischen Schnellbooten auch gleich die ganze Fährverbindung ausgemustert worden sein). Also fleißig weiterfahren - und als nächstes die Ukraine erkunden. Zwei Sachen haben wir schon festgestellt: Die Lebensmittelpreise sind wie in Rumänien überaus erschwinglich und die Straßenhunde werden (ebenfalls wie in Rumänien) sehr sehr laut, sobald es dunkel wird. Diesen noch etwas mauen Erfahrungsschatz werden wir nun in der kommenden Woche zuerst in Odessa und dann auf der Krim weiter ausbauen - und euch so bald wie möglich von unseren Erlebnissen berichten.

Ostergrüße aus Land Nr. 6!

Tina & Björn

P.S. So viel Text und keine Fotos :-( Sorry, aber dieser Eintrag erfolgt wieder via Mail. Wir hoffen auf Internet-Cafes, die sich nicht auf kyrillische Tastaturen kaprizieren.

P.P.S. @ T+R: Wir haben alles versucht, einen Vor-Ort-Check der einzigen rumänischen Sanifair-Einrichtung einzubinden, aber der Streckenplanung mangelte es leider an der notwendingen Flexibilität ;-)

4 Kommentare:

  1. Aber sehr gut dann habt ihr ja jetzt die Vampire hinter euch gelassen :-)

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  2. Auch auf unserer Osterrundtour (BS und OL) verfolgen wir gerne Eure Reiseberichte... sehr schön, dass alles so unkompliziert läuft bisher... viel Spaß noch und liebe Grüße aus Ganderkesee von den Fös.
    p.s alles prima auch bei uns bisher ;-))Ihr wisst was wir meinen....

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  3. hallo ihr lieben,
    frohe ostergrüße an euch hochleistungsradler - 130 km und 1.700 höhenmeter - huuuut ab, alle achtung! aus hamburg. hier ist das wetter auch total schön - alles andere eher weniger... hattest du eigentlich auch noch ne mail-adresse, die du ab und zu checkst, martina? dann schreib ich dir dort mal (etwas privater) hin, falls du magst. liest sich total spannend, eure ganzen berichte! wünsch euch weiterhin eine ganz tolle zeit! (vielleicht mit weniger hunden - davor hätte ich auch richtig horror, glaub ich, das erscheint mir bislang als das größte "risiko") also, ganz liebe grüße von beate

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  4. Servus Ihr Weltenbummler! Auch LAnd 6 macht neidisch :-) Lude du hast beim Abgang eine Kleinigkeit übersehen: DIE ÜBERGABELISTE! wo zum Teufel finden wir die? Solltet Ihr irgandwann mal wieder in der Zivilisation sein, gib uns mal kurz eine Info bitte. (Sorry dass ich den Blogkommentar dafür missbrauche, aber irgendwie finde ich auch keine private Email...)

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