Donnerstag, 28. April 2011

Odessa (UA)

Odessa - Perle am Schwarzen Meer... Ziemlich genau nach 4 Wochen und 2.000 km sind wir am ersten Teilziel unserer Reise angekommen. Und haben dabei endlich mal ein gutes Timing mit dem Wetter, das passgenau zu unserem ersten Meeraufenthalt tatsaechlich als strandtauglich definiert werden darf. Sprich, sobald dieser Eintrag steht, machen wir uns auf dem schnellsten Weg zurueck zu unserem Hostel, das direkt am Strand liegt, und werden faul in der Sonne liegen. Wobei, realistisch betrachtet werde wohl nur ich den Ruhetag konsequent zum Faulsein nutzen, waehrend Bjoern einen intensiven Blick auf die Raeder wirft. Die haben ein wenig Pflege auch wirklich noetig, denn wie sich herausgestellt hat, schneiden ukrainische Strassen im direkten Vergleich mit rumaenischen nicht unbedingt besser ab. Insofern haben die Rahmen in den letzten Tagen eine Reihe weiterer harter Schlaege hinnehmen muessen. Aber bislang halten sie sich tapfer - noch keinerlei Macken und kein groesserer Reparaturbedarf in Sicht (frei nach Murphy's Law wird letzterer sich ebenso sicher wie schlagartig exakt dann bemerkbar machen, wenn weit und breit keine Reparaturmoeglichkeit oder Ersatzteilbeschaffung in Sicht ist).

Bevor wir nun unsere kleine Fotosession nachholen, auf die wir im letzten Eintrag verzichten mussten, noch ein paar Worte zu Odessa.

1. Odessa ist gross. Wir sind knapp 20 km durch die Stadt geradelt (nein, nicht im Kreis), bevor wir endlich auf das Zentrum gestossen sind.
2. Odessa ist in Vorbereitung. Aktuell wird die Stadt ueberall fuer die Mai-Feiertage aufgehuebscht, an denen wohl auch die Urlaubs-Saison beginnt (wir sind der Saison also nur noch minimal voraus!). Parallel laufen die Proben fuer den 9. Mai, an dem die Ukrainer (ebenso wie die Russen, Kasachen etc.) den "Tag des Sieges" ueber Nazi-Deutschland feiern. Und zuletzt laufen die Vorbereitungen fuer die EM 2012, die sich die Ukraine mit Polen teilt (also, wenn ihr uns fragt, haben wir doch erhebliche Zweifel daran, dass das Stadion rechtzeitig fertig wird ;-))
3. Odessa ist chic. Natuerlich nicht uberall und schon gar nicht in den weitlaeufigen Randberzirken. Aber in der Innenstadt scheint ein durchgehens Schaulaufen fuer "Next Topmodel of the Ukraine" stattzufinden (btw... wir kamen in den Genuss eine Folge von "Rumaeniens next Topmodel" zu sehen. herrlich!!).

Nun aber genug zu Odessa. Hier erst mal der versprochene Foto-Rueckblick...  

Rumaenischer Strassenverkehr: Pferdekutschen erfreuen sich groesster Beliebtheit...

... und machen trotz ihrer geringen PS-Zahl auch vor Bundesstrassen nicht Halt.

Unsere letzten Tage in Rumaenien: Hoch ...

... weit ...

.... und dick angezogen fahren.

Ankommen in Moldau: Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir Cahul, ...

... das sich am Ortseingang mit einem russischen Duesenjaeger schmueckt.

Moldawische Kunst: Sockel sticht Kreuz.

Mit dem Uebertreten der ukrainischen Grenze schnellt die Anzahl der Lenin-Buesten und Statuen in ungeahnte Hoehen.

Ein weiterer eklatanter Unterschied: Das Entziffern der Strassenschilder kostet uns ploetzlich erheblich mehr Zeit.

Gluecklicherweise muessen wir uns nicht noch zusaetzlich auf neue Strassenverhaeltnisse einstellen. Der Qualitaetsanspruch tendiert weiterhin zwischen homoeopathisch und nicht vorhanden.

An den asphalierten Strassen (hier ein ebenso seltenes wie exqusites Beispiel) findet sich tatsaechlich auch das ein oder andere Hotel.
 
Improvisiertes Abendessen :-)

Fast da - der 1. Blick auf das Schwarze Meer.
Was die weitere Reiseplanung betrifft, fordert uns das Schicksal dazu heraus, auf jede Abkuerzung zu verzichten und saemtliche Kilometer mit dem Rad zurueckzulegen. Heisst: Es gibt zwar eine Faehrverbindung nach Sewastopol, aber die geht nur alle 1-2 Wochen. Die Fahere unserer Wahl hat gestern abgelegt und faehrt erst Ende naechster Woche wieder. Also radeln wir auf die Krim. Morgen oder uebermorgen gehts weiter...

До свидания!

Tina und Bjoern

Sonntag, 24. April 2011

Bolhgrad (UA)

Finally... Nun sind wir also endlich dort, wo wir unsere sehr spärlichen Kyrillisch- und Russisch-Kenntnisse anbringen können. Und das meint in diesem Fall die Ukraine. Und so holprig, wie es bisher sprachlich läuft, freuen wir uns ingsamt vier Länder auf unserem Weg zu haben, in denen wir an unserem Russisch-Vokabular feilen können ;-)

Der Weg hierher hat uns gestern und heute auch durch die Republik Moldau geführt. Ein sehr kurzer Abstecher mit einer Übernachtung und insgesamt rund 60 geradelten Kilometern. Ursprünglich hatten wir einen kompletten "Durchmarsch" an einem Tag geplant, aber es kam mal wieder anders...

Nachdem wir unsere beiden kleinen Karpatenpässe (knapp über 1.000m) ohne größere Probleme hinter uns gebracht hatten, waren die beiden anschließenden Tage recht stressig: Eine durchgehend böse Buckelpiste mit Löchern so tief, das sie dadurch kenntlich gemacht wurden, dass man ganze Tannen darin versenkt;Städte, die in ihrem Charme Dunajvaros (siehe Ungarn ;-)) in nichts nachstehen und - nie schön, insbesondere aber nicht in Verbindung mit den beiden erstgenannten Faktoren - Gegenwind. Da mag es nicht verwundern, dass unsere Motivation den nächsten (und ersten "echten") Grenzübertritt ins Auge zu fassen, binnen kürzester Zeit einen dramatischen Anstieg erfahren hat.

Unserer letzter Rumänien-Tag hat sich dann größte Mühe gegeben, die Erfahrungen der Vortage zu kompensieren - mit Erfolg: Endlich wieder blauer Himmel und dazu eine höchst ansehnliche landschaftliche Kulisse. Einziges Manko: Die rumänische Landschaft hat nahe der moldawischen Grenze die für Radfahrer unangenehme Eigenschaft, sich in tiefe Wellen zu legen. Heißt: Raufkämpfen, den "Gipfel" im Blick, oben feststellen, dass direkt die nächste Welle folgt, runterrollen, wieder raufkämpfen usw. usf. Auf diese Weise haben wir es geschafft, insgesamt 1.700 Höhenmeter zu sammeln (und das ist für uns - mit Gepäck - nicht nur auf dieser Reise Rekord), ohne auch nur einmal über 350m über NN zu sein. Höhenmeter ackern ist eines, dann aber sollten zumindest die Streckenkilometer zurückhaltender ausfallen. Da wir aber in sämtlichen Städtchen auf unserer Strecke auf keine Pension o.ä. gestoßen sind, blieb uns nach über 7 Stunden (netto!) auf dem Rad nur die Wahl: ab in die Büsche mit dem Zelt oder nochmal 30 km "beißen" und ab nach Moldau. Da die Büsche und damit der Sichtschutz von der Straße nur äußerst spärlich ausfielen, fiel die Wahl auf letzteres. Gegen den Sonnenuntergang antretend ab nach Orancea und von dort erst durch die rumänische und dann durch die moldawische Grenzkontrolle. V.a. letztere fiel deutlich unkomplizierter aus als gedacht (nachdem wir schon diverse Male gelesen hatten, etwas Handgeld könne hier vonnöten sein... keine Spur). Unsere Sorge, auch auf moldawischer Seite keine Unterkunft zu finden, wurde prompt von einem der Grenzer zerstreut, der uns nicht nur ein Hotel empfahl, sondern uns gleich auch eine Wegzeichnung anfertigte. Abzocke, Absteige... Wir hatten mit allem gerechnet. Nur nicht damit, in Cahul (MD) unsere bislang exquisiteste Unterkunft zu finden. Noch dazu ausgestattet mit einem anständigen Restaurant (nach über 130 km, den erwähnten Höhenmetern und bei Ankunft knapp 9 Stunden Netto-Fahrtzeit ein wahrer Segen).

Und auch unsere heutigen Moldau-Erfahrungen waren durchweg positiv (in keinem Land wurden wir bislang so oft und nett von Autofahrern etc. gegrüßt). Also schade eigentlich, dass unser Abstecher nur so kurzer Natur war. Aber schon in 14 Tagen beginnt unser Russland-Visum und noch ist offen, ob wir in Odessa eine Fähre auf die Krim bekommen können (nach neuesten Informationen, sollen mit den alten, spritfressenden russischen Schnellbooten auch gleich die ganze Fährverbindung ausgemustert worden sein). Also fleißig weiterfahren - und als nächstes die Ukraine erkunden. Zwei Sachen haben wir schon festgestellt: Die Lebensmittelpreise sind wie in Rumänien überaus erschwinglich und die Straßenhunde werden (ebenfalls wie in Rumänien) sehr sehr laut, sobald es dunkel wird. Diesen noch etwas mauen Erfahrungsschatz werden wir nun in der kommenden Woche zuerst in Odessa und dann auf der Krim weiter ausbauen - und euch so bald wie möglich von unseren Erlebnissen berichten.

Ostergrüße aus Land Nr. 6!

Tina & Björn

P.S. So viel Text und keine Fotos :-( Sorry, aber dieser Eintrag erfolgt wieder via Mail. Wir hoffen auf Internet-Cafes, die sich nicht auf kyrillische Tastaturen kaprizieren.

P.P.S. @ T+R: Wir haben alles versucht, einen Vor-Ort-Check der einzigen rumänischen Sanifair-Einrichtung einzubinden, aber der Streckenplanung mangelte es leider an der notwendingen Flexibilität ;-)

Dienstag, 19. April 2011

Sighisoara (RO)

Nach unserer laengeren Blog-Auszeit, wollen wir euch nun mit Eintraegen erschlagen ;-) - nein, nur ein Scherz. Nachdem wir uns heute unseren zweiten "Rad-Ruhetag" goennen, dachten wir, wir nutzen die Zeit, euch noch ein paar weitere bildliche Eindruecke von Rumaenien zu praesentieren (und versuchen hierbei die bislang dominierenden Rueckenansichten um einige Frontansichten zu ergaenzen ;-))

Wir haben im Uebrigen schon wieder die Richtung gewechselt: Die nahezu perfekt asphaltierte Strasse, die wir gestern zu Beginn des Tages eingeschlagen haben, hat uns (und v.a. unseren Beinen) so sehr zugesagt, dass wir uns an der entsprechenden Stelle nicht zum Abbiegen durchringen konnten ;-)). Statt nach Brasov sind wir nun Richtung Norden unterwegs und werden morgen und uebermorgen endlich auf unsere ersten (kleinen, so glaube ich) Paesse stossen. Das macht das heutige Ausruhen (und in der Sonne sitzen, Kaffee trinken und essen, essen, essen) umso entscheidender!

Einfahrt in ein durchschnittliches rumaenisches Dorf.

Diesen Matschweg zu erklimmen, war erstens sehr anstregend und zweitens - wie sich im weiteren Verlauf herausstellte - leider voellig umsonst.
Neben Matsche und Huetten gibt es auch das andere Rumaenien - wie hier der Marktplatz in Sibiu: blitzsauber und perfekt ausgeleuchtet.
Ein Marktplatz, auf dem es sich auch ganz wunderbar fruehstuecken laesst.
Asphaltstrasse durch eines der schickeren Doerfer - ausgestattet mit deutschen Biomuelltonnen (in der sicher alles landet, aber kein Bioabfall).
Schon etwas staubiger, abgerissener und - extra fuers Foto - Bjoern von vorne und ohne Helm.
Damit ihr unser Burgzimmer noch einmal in der Frontansicht geniessen koennt: Wir residierten - wohlgemerkt ganz und gar allein - hinter zwei Wehrmauern (im Bild: die Fenster im 1. Stock). Ihr seht, wir nehmen unser Versprechen, gut auf uns auszupassen, sehr ernst.
Rumaenisches Abendessen mit lecker Selbstgebranntem.
Neben den Tausenden von Strassenhunden gibt es auch solche, die Herrchen haben - hier im Bild Lilly, die sich sichtlich erfreut eine Extra-Krauleinheit von Bjoern abholt.
Rumaenische Doerfer praesentieren sich aus der Ferne mit Abstand am Idyllischsten.
Eine von unzaehligen Fruehstuecks- und Essenspausen...
Zur Abwechslung mal ein echtes Touri-Foto (vom Burgturm in Sighisoara)...
... wenn wir uns schon einmal in einer fuer Touristen aufgehuebschten Stadt befinden.
Aus dieser verabschieden wir uns nun und wuenschen euch allen einen schoenen Dienstag bei dem, wie wir ja nun schon mehrfach gehoert haben, beneidenswert schoenen deutschen Wetter. Hier gehts gluecklicherweise temperaturtechnisch auch endlich wieder bergauf :-)

Tina und Bjoern

Sonntag, 17. April 2011

Sibiu (RO)

Nun also endlich unsere erste Nachricht aus Rumaenien - damit ihr nicht noch denkt, dass wir hier in Transsilvanien Vampiren oder Werwoelfen zum Opfer gefallen sind (danke fuer den Hinweis, Ingo ;-)). Viel wahrscheinlicher waere es in jedem Fall, von einer Herde Schafe zu Tode getrampelt zu werden oder in einem der diversen Schlagloecher verschuett zu gehen.
Bjoern stellt sich einer der hundert, ach was sag ich, tausendfachen Schafherden.
Neben Schafen und Schlagloechern gibt es hier ansonsten einen Haufen LKW und Strassenhunde. Erste umgehen wir, in dem wir uns von den Hauptstrassen fern halten, zweitere sind omnipraesent und daher unvermeidlich - gluecklicherweise aber zumeist von eher unterwuerfiger Natur (wobei wir schon das ein oder andere Mal auch boese angefletscht wurden).

Was das Umgehen der grossen Strassen betrifft: Dies verlangt uns nicht selten groesste Opfer und noch mehr Arbeit ab. Denn alles, was auf unsere Karte als "Strasse 3. Kategorie" eingetragen ist, kann so ziemlich alles sein: von uebelster Sandpiste ueber Schotterweg bis hin zu schwer definierbaren Grasschneise, die eher einem Crossmotorrad-Park entsprungen scheint.
Steiler und sandiger als gedacht: Strassen und ihr Ueberraschungsmoment.

Das kommt v.a. dann zum Tragen, wenn es kurz zuvor gerregnet hat.
Diese Wege kosten zwar viel Kraft, aber fuehren einen dafuer immer wieder an die unerwartetsten Ecken. An unserem 2. Radtag hier sind wir so durch mehrere Doerfer gekommen, die so weltabgeschieden und einsam zwischen den Huegeln liegen, dass man sich unvermittelt ins 19. Jahrhundert zurueckversetzt waehnt. Dabei beschleicht einen das Gefuehl, sechs Beine und Antennen am Kopf zu tragen - denn waeren wir E.T., die Leute koennten uns nicht erstaunter anschauen (und mit "schauen" meine ich, nachhaltiges und durchdringendes Anstarren). Oft genug folgt dem Blickkontakt dann aber auch ein hoefliches Nicken, das wir natuerlich gerne und ueberschwaenglich (letzteres mehr ich als Bjoern ;-)) erwidern. Die Orte als solches sind ansonsten extrem laendlich gepraegt: Das Pferd grast vor dem Haus, der Bauer treibt seinen Eber durch die Strasse, Pferde-Fuhrwerke und Autos (Dacias!) bilden eine traute Einheit und ueberall schwirren Huehner und Hunde durch die Gegend.

Was uns dabei in den letzten Tagen immer wieder besonders ins Auge gesprungen ist, ist der scharfe Kontrast in den Einkommensverhaeltnissen. Gut situiert und bettelarm leben quasi Tuer an Tuer. Besonders intensiv war dieser Eindruck vorgestern in einem kleinen Ort an der Mura. Blick nach links: Rumaenische Mittelklasse-Haeuser mit dem unvermeidlichen Dacia vor der Tuer. Blick nach rechts; ein kleiner Fluss - und dann Slums... Kinder, die buchstaeblich im Muell spielen. Das gleiche gilt fuer ganze Orte. Wir fahren durch ein huebsch aufgemachtes Dorf, das ganz offensichtlich darauf hinarbeitet, kuenftig auch einen Teil vom Touri-Kuchen abzubekommen. Nur zwei Kilometer weiter, eine kleine Strasse den Berg hoch, auf die wir relativ versehentlich geraten sind, stossen wir auf eine Bretter-Stadt, in der Hunderte von Menschen unter mehr als einfachsten Verhaeltnissen leben. Heute wiederum kommen wir in Sibiu (zu deutsch: Hermannstadt) an, das mehr als praechtig anzuschauen ist mit seiner historischen Innenstadt und den pittoresken Strassen. Dieser stete Wechsel ist etwas, was wir in dieser Form noch nirgendwo gesehen haben, und was uns doch so manches Mal sehr verbluefft.

Unsere momentane Strategie, uns ein wenig treiben zu lassen, die Streckenplanung im 30-Minuten-Takt anzupassen und hoechstens die grobe Richtung im Auge zu behalten, garantiert derweil, dass keine Langeweile aufkommt. So z.B. gestern: Ganz und gar ungeplant kamen wir in einem Ort namens Calnic an. Da es hier eine Burg gibt, die immerhin zum Welterbe zaehlt, hofften wir auch eine Unterkunft zu finden. Das einzige Hostel im Ort befand sich allerdings noch im Bau, von einem Camping (wie leider so oft die letzten Tage) weit und breit keine Spur. Aber, so der (zukuenftige) Hostel-Besitzer, es gaebe da noch eine Alternative. In der Burg gaebe es ein Zimmer, in dem wir uebernachten koennten. So kam es dann, dass wir gestern Nacht tatsaechlich eine ganze Burg unser Eigen nennen konnten.
Da freut sich der Bjoern: Alles meins :-)
Und nicht zu vergessen: Der Ausblick aus unserem Fenster in den "Innenhof".

Um unser Glueck komplett zu machen, haben wir dann noch ein Original rumaenisches Osteressen (quasi von Muttern gekocht) serviert bekommen. Da Restaurants in den Orten hier selten bis nicht vorhanden sind und wir uns bislang von Brot ernaehrt haben, war dies (kombiniert mit dem selbstgebrannten Schnaps) eine willkommene Abwechslung ;-)

Aber nun sind wir ja in der grossen Stadt - und werden dies gleich mit Pizza und Bier zelebrieren. Ab morgen geht es dann weiter Richtung Brasow. Die Haelfte von Rumaenien liegt schon hinter uns...

Ein Prost zum Post-Abschied: Wir stossen standesgemaess mit 2.5-Liter-Flaschen an.

La rewedere!

Tina und Bjoern

P.S. Nicht zu vergessen haben wir mit der Uberquerung der rumaenischen Grenze auch unsere erste Zeitgrenze hinter uns gelassen. Wir haengen euch nun eine Stunde hinterher.

P.P.S. Und noch weniger zu vergessen: Ein dickes DANKE fuer eure Kommentare! Freuen uns immer sehr darueber!

Dienstag, 12. April 2011

Gyoparosfürdő (HU)

Schon wieder ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Dieses Mal von Ungarn, das uns die letzten 8 Tage begleitet hat (oder umgekehrt). Wenn alles gut und wie geplant láuft, dann sollten wir morgen die Grenze nach Rumánien überqueren. Und weil wir leider noch so gar nicht einschátzen können, wie oft, gut oder schnell wir dann ins Internet kommen, nutzen wir hier (mal wieder im Hotel ;-) noch schnell die Gelegenheit, euch auf den neuesten Stand zu bringen. 

Nachdem wir vorgestern endlich mal wieder auf einen Camping gestossen sind, der überraschenderweise tatsáchlich geöffnet hatte, haben wir direkt und umgehend beschlossen, unseren ersten (höchst überfálligen) Ruhetag einzulegen. Also Füsse hoch und entspanntes Nichtstun geniessen... Naja, nicht ganz. Schliesslich müssen wir ja jede Gelegenheit nutzen, unser Equipment zu pflegen und dazu gehört auch nach 1,5 Wochen die ganzen Radklamotten mal ordentlich durchzuspülen...

Björn bei der Handwásche (was die anderen Camping-Herren in Aufruhr und die Damen in ehrfürchtiges Staunen versetzte ;-)
Danach folgt ein gepflegter Spaziergang zur Erkundung der náheren Umgebung sowie der kulturellen Gepflogenheiten des Reiselandes.

Mitten in Tiszakecske steht ein Turm, drumherum sind rd. 20 Stühle angeordnet. Wozu? Bringt hier bei Neumond der Áltestensrat der Stadt rituelle Opfergaben dar? Bungeejumping für Anfánger (oder - siehe Björn - Startrampe für Supermann-Anwárter)? Ein Mysterium. 
Und wenn wir gerade gar nichts anderes zu tun hatten, haben wir einfach nur dagesessen und die nicht enden wollende Prozession deutscher Rentner verfolgt, die sich in nichts als einem Bademantel gehüllt auf dem Weg in die nahegelegene Therme gemacht haben. Unseren Beobachtungen zu Folge scheint der Thermengang nur dann seinen positiven Effekt voll zu entfalten, wenn man die leicht müffelnden Schwefel-Gewásser mindestens im 2-Stunden-Rhythmus für maximal 5 Minuten aufsucht. Ein Freizeitvergnügen der anderen Art (sowohl der Gang als solches als auch das Betrachten des Ganzen).

Mit frischen Beinen ging es heute dann weiter scharf Richtung Osten. Spontan mussten wir dabei mehrfach die Streckenplanung ándern - einmal, weil eine Fáhre, das andere Mal, weil gleich eine ganze Brücke fehlte. Hátten wir auf unser GPS gehört, anstatt unseren zwei (!) Karten zu vertrauen, hátten wir 15 km gespart. Aber man will ja autark bleiben und sich den Weg nicht von einem kleinen Stück Technik vorschreiben lassen. Also lieber ein bisschen Extra-Rad-Zeit. Flussquerungen scheinen in Ungarn grundsátzliche eine komplizierte Sache zu sein. Und wenn man dann doch eine Brücke findet, ist die auch nicht immer wirklich vertrauensweckend. Diese hier z.B. scheint aus ausgemusterten Armee-Pontons zu bestehen und weist besorgniserregend grosse Spalten zwischen den alten Holzplanken auf.


Háuser auf Stelzen: Ungarische Flüsse tauchen gerne im XXL-Format auf und scheinen eine Tendenz  zum Überlaufen zu haben. 
Nachdem wir trotz aller Widrigkeiten sámtliche Flüsse überquert und unsere geplanten Kilometer hinter uns gebracht haben, steht für heute nur noch die Planung unserer ersten Rumánien-Tage an. Bleibt nur noch Tschüss zu sagen....

Ungarn: Ein Land, das wenig Steigungen hat, ...

.... seine Orte mit ebenso langen wie unausprechlichen Namen beehrt...

und in dem Gefahr, wenn überhaupt, nur aus gánzlich unerwarteter Richtung droht. 
Schön war's! Aber noch schöner ist die Vorfreude auf Land Nr. 4: Rumánien. 

Bis dahin von dort!

Tina und Björn

Samstag, 9. April 2011

Kecskemet (HU)

Unser liebster Freund aus Patagonien hat uns wieder - der Wind. Seit zwei Tagen kámpfen wir gegen die Bően an. Und lassen uns erleichtert treiben, wenn der Wind und wir zufálligerweise einmal in dieselbe Richtung wollen. Gestern ist es mir tatsáchlich aus dem Stand gelungen das (zur Erinnerung: schwerst bepackte Rad) auf knapp 14 km/h beschleunigen zu lassen ohne auch nur ein einziges Mal selber in die Pedale zu treten. Aber wie so oft sind solche Momente eher die Ausnahme ;-)

Hier ist es sehr sehr windig. Kann man zwar nicht sehen, ist aber so.


Hier auch....

Ansonsten schlagen wir uns wie immer durch. Wir ringen noch immer mit dem Strassennetz, das uns weiterhin aufgrund der mangelnden Ost-West-Verbindungen ins Zickzack zwingt. Und manchmal auch zu - uns ansonsten vőllig fremden - Űbertretungen der Verkehrsregeln. So mussten wir heute auf eine fúr Radfahrer leider vőllig verbotene Bundesstrasse/ Autobahn ausweichen (dank des Wochentags glűcklicherweise sehr verkehrsarm), weil es uns ansonsten unmőglich gewesen wáre, die Donau (hier: Duna) zu űberqueren. Und das wiederum hátte unserem Vorhaben, Kathmandu per Rad zu erobern, doch empfindlich geschadet. Also haben wir die Schilder mal Schilder sein lassen und den (kurzzeitigen) Rűckenwind genutzt, um die anstehenden 15 km (die ohnehin schon ein Riesenumweg waren, weil unsere ursprűnglich geplante Fáhre nach dem Bau einer Autobahnbrűcke wegrationalisiert wurde) in 30 Minuten wegzutreten.
Bjőrns erster Blick auf die Donau.


Und hier - kaum 20 km spáter - die geglűckte Űberquerung.

Das Wegtreten fállt uns umso schwerer als wir inzwischen den achten Tag in Folge auf den Rádern sind. Das tun wir uns - wie ihr euch denken kőnnt - natűrlich nicht freiwillig an ;-). Aber nachdem wir gestern versehentlich in der wohl hásslichsten Stadt der Welt gelandet sind (Dunaujvaros - Baujahr der Stadt laut Hotelprospekt: 1950), sahen wir uns gewzungen trotz eigentlich geplantem Ruhetag, wieder aufs Rad zu steigen. Das ist die Strafe dafűr, dass wir uns ohne Reisefűhrer losgewagt haben...

Die Aussicht aus der Jugendherberge in Dunaujvaros (im angenehmen Kontrast zu Stadt war die Jugendherberge die besteingerichteste und ausgestattetste, das uns je untergekommen ist).
Zuletzt műssen wir ein wenig verschámt zugeben, dass wir uns in den letzten Tagen tendenziell zu "Edeltouristen" entwickelt haben. Ebenfalls wiederum vőllig unfreiwillig. Aber in Ermangelung von (geőffneten) Campingplátzen haben wir heute tatsáchlich das 4. Mal in Folge in ein Hotel / Hostel eingecheckt. Unser Campingkocher fángt schon an zu rosten... Aber an Wildcampen ist hier in Ungarn noch nicht zu denken (das wurde uns heute nicht zuletzt in dem Moment klar, als wir mitten im Nirgendwo auf einen Pittbull trafen, der allein am Strassenrand sass... der schaute uns aber zum Glűck ebenso verdutzt an wie wir ihn. Und, nein, ich habe keine Fotos gemacht, man soll sein Glűck ja nicht herausfordern  ;-)


Der űberdimensionierte Kompass in Kecskemet zeigt eines unserer náchsten Ziele: Arad in Rumánien. Deutschland ist hier im Űbrigen interessanterweise ausschliesslich mit der Metropole Rűsselsheim vertreten. Aha.
Damit verabschieden wir uns nun aus Kecskemet - einer im Űbrigen deutlich freundlicheren und hűbscheren Stadt (nachweislich vor 1950 gebaut)...

Tina und Bjőrn

Donnerstag, 7. April 2011

Balatonkenese (HU)

INTERNET - endlich! Und zwar - andere Laender, andere Sitten - in einer Baeckerei. Aber so kőnnen wir zumindest leckere Mohnteilchen geniessen, waehrend wir endlich die Gelegenheit nutzen, die letzten Tage kurz (und bebildert ;-)) zusammenzufassen.

Zu Beginn: Die Gleichung Balaton = Tourismus geht - zumiundest dieser Tage - nicht auf. Alle Orte, von Balatonfúred úber Balatonalmadi bishin zu Balatonfúzfő (ja, die heissen wirklich so), sind ausgestorben. Oder sagen wir besser: auf Standby. Hunderte von Hotels, Restaurants und Campings warten auf den Saisonbeginn und sind aktuell noch verrammelt und verriegelt. Das war gestern eine etwas bőse Úberraschung als wir nach knapp 100 km endlich am See angekommen waren und dort zwar wie auf der Karte vesprochen einen Camping nach dem anderen fanden, aber nirgendwo auf irgendwelche Menschen stiessen. Also noch einmal 10 km mehr getreten in die naechste grosse Stadt. Nur um dort festzustellen, dass auch die Hotels - unsere Notloesung - noch geschlossen sind. Nachdem wir dann doch noch ein nettes Appartement gefunden hatten, mussten wir heute morgen feststellen, dass die Belegschaft offensichtlich ebenfalls noch Winterschlaf haelt - nachdem um halb 10 immer noch niemand aufgetaucht war, sahen wir uns gezwungen, das Zimmer unverschlossen zurueckzulassen. Warum hier am Balaton noch keine Saison ist, ist uns derweil - bei mind. 25 Grad und strahlendem Sonnenschein - noch nicht ganz klar geworden.

Aber nun erst einmal zur versprochenen Kurzzusammenfassung unserer ersten Reisewoche: Insgesamt sind wir nun sechs Tage gefahren, einen in Ősterreich, zwei in Slowenien und drei in Ungarn. Das Wetter ist uns mehr als hold und auch bei der Strassenwahl haben wir bisher ein glűckliches Haendchen bewiesen. Von Klagenfurth aus sind wir zwei Tage auf dem Drauradweg gefahren. Nachdem wir in Erfahrung gebracht hatten, dass es sich bei der Drau um einen Fluss handelt, waren wir davon ausgegangen, dass wir so den Start unserer Tour geműtlich und hőhenmeterfrei gestalten kőnnten - aber, weit gefehlt. Auch an Flusswegen kann man viele viele Steigungen verbauen. Das Talent, beim Anlegen einer Steigung den schmalen Grat von anstrengend zu mőrderisch zu űberschreiten, haben insbesondere die Slowenen perfektioniert. Hier hat man es offensichtlich darauf angelegt, mit Serpentinen mőglichst sparsam umzugehen und wann immer (fűr den hiesigen Autofahrer) vertretbar, den direkten Weg gewaehlt. Trotz dieser Plackerei hatten wir zwei sehr schőne Tage in Slowenien. Und das trotz bőser őstrerreichischer Unkenrufe an der Grenze: Die Slowenen, so unser Camping-Wirt, seien ausnahmslos Faschisten und miserable Autofahrer noch dazu. Als Radfahrer seien wir quasi Freiwild... Tatsaechlich erwies sich das Fahren auf slowenischen Strassen als sehr angenehm und die Autofahrer als durchgehend rűcksichtsvoll. Űberhaupt schien uns das ganze Land (oder zumindest der Nordosten) regelrecht herausgeputzt (mind. 40 % aller Haeuser und 100% aller Strassenkapellen sehen aus, als wűrden sie wőchentlich gestrichen...).

Und nun also Ungarn. Noch ist unser Eindruck etwas ambivalent. Etwas abgeschreckt hat uns bisher, dass hinter jedem zweiten Zaun (und ausnahmslos jedes Haus ist umfangreichst eingezaeunt) ein ebenso grosser wie angriffslustiger Hund lauert. Und eine weitere Besonderheit, die besonders den gemeinen ostreisenden Radfahrer betrifft: Irgendeine uns unbekannte Gesetzmaessigkeit scheint zu verlangen, dass Strassen ausschliesslich von Norden nach Sueden, niemals aber von Osten nach Westen verlaufen dűrfen. Und die wenigen, ganz wenigen Ausnahmen dűrfen nur von 40-Tonnern im 10-Meter-Abstand befahren werden. Also behelfen wir uns mit einem - leidlich effizienten- Zickzack-Kurs (so kriegen wir zumindest viel zu sehen). Apropos sehen: Hier nun endlich ein paar visuelle Eindrűcke unserer ersten Tage....
Ősterreich: Ein schőner Flussradweg...
der gerne auch mal steil den Berg hochfűhrt.



Noch steiler wird es in Slowenien. Unter 14% geht wenig.

Zur Belohnung gibt es hier auch reichlich Sonne - also ordentlich Sunblocker ins Gesicht...
... und das Solarpanel aufgeschnallt, um Strom fűr das (bislang geradezu segensreiche) GPS zu sammeln.

Nur einmal gab's Regen - und deswegen Abendessen im Zelt.
Ungarn: Gleich deutlich flacher.
Gefahrenabwehr aus der Dose immer zur Hand: So faehrt es sich bedeutend leichter an der klaeffenden Vorgarten-Meute vorbei.
Weniger bissig und leider seltener: Stőrche.
Am Balaton: Wartungsarbeiten vor malerischer Kulisse.



Und noch ein Bild (noch aus Klagenfurt - sind jetzt schon rot-brauner ;-) zum Abschied. Wir hoffen, das naechste Internet-Cafe laesst nicht wieder solange auf sich warten (und werden zur Sicherheit ab sofort jede einzelne Baeckerei aufsuchen!).


 Liebe Grüsse!

 Tina und Bjőrn