Donnerstag, 2. Juni 2011

Im Nirgendwo a.k.a Kasachische Steppe

Dass das Bloggen aus Kasachstan schwerer werden würde, hatten wir uns ja schon gedacht. Aber nachdem wir selbst in Atyrau mit all seinen großen Business-Hotels kein anständiges Internet-Cafe finden konnten, haben wir nun beschlossen, andere Maßnahmen zu ergreifen - und mit Hilfe einer neu erworbenen kasachischen SIM-Karte vom Handy aus zu bloggen. Da dies der erste Versuch ist und wir das fertige Ergebnis weder anschauen noch korrigieren können, wundert euch bitte nicht über die Formatierung etc.

Ich schreibe euch nun also mitten aus der kasachischen Steppe, während Björn gerade unser Abendessen vorbereitet. Danach wird das Zelt aufgebaut und dann verbringen wir hoffentlich eine unserer geruhsameren Wildzelt-Nächte ;-)

Die Frage, ob wir gut in Kasachstan angekommen sind, dürfte damit schon beantwortet sein. Der Grenzübertritt war alles in allem recht unkompliziert. Auf kasachischer Seite haben wir dann die erste Gelegenheit (200 m hinterm Schlagbaum ;-)) genutzt, um unsere restlichen Rubel zu tauschen: Nach ungarischen Forinth, rumänischen und moldawischen LEI, ukrainischen Griffna und russischen Rubeln nun also kasachische Tenge. Bisher haben wir auf den Geldtausch immer verzichtet und einfach heimische Währung am ersten Geldautomaten gezogen. Das Abweichen von dieser Praxis erwies sich aber in diesem Fall als ganz ausgezeichnete Idee, weil wir erst rd. 300 km nach der Grenze (in Atyrau) auf einen funktionierenden Geldautomaten gestoßen sind.

Diese 300 km waren gleichzeitig ein überaus spannender und optimistisch stimmender Einstieg in die vielen Kilometer, die in diesem Land noch auf uns warten werden. Zuerst: Kasachstan ist ganz anders als erwartet. Oder vielmehr: Die Kasachen sind ganz anders als erwartet. Die sind (bisher zumindest) nicht im geringsten mit den Russen zu vergleichen. Vielmehr ist Kasachstan eine Fortsetzung von Kalmückien und asiatisch-mongolische Gesichtszüge dominieren klar (wer sich im Vorfeld mit der eng verwobenen kasachisch-mongolischen Geschichte beschäftigt hätte, wäre vermutlich weniger überrascht gewesen ;-).

Es folgen viele weitere Überraschungen: Wurden wir bisher auf der Straße auch schon oft gegrüßt, kommt nun fröhliches Winken hinzu. Gleich zwei Autos halten an, um anzubieten uns mitzunehmen. Weitere zwei Fahrer spendieren uns Cola und Energydrinks, eine Frau schenkt uns einen Glücksbringer, ein Mann schreibt uns seine Nummer auf, falls wir in Atyrau Hilfe brauchen, zwei andere Fahrer möchten sich mit uns fotografieren lassen... Ihr seht: Keine Chance auf Langeweile ;-)

Und wenn mal keine Autofahrer um uns rumscharwenzeln, betrachten wir einfach die unzähligen Tierherden am Straßenrand, die hier gemächlich ihrer Wege gehen: Trampeltiere, Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und oft auch alles auf einmal.

Vor dieser abwechslungsreichen Kulisse brechen wir dank eines (endlich einmal!) sehr günstigen Südwest-Windes unseren alten Streckenrekord gleich um 40 km: Sage und schreibe 190 km zeigt der Tacho am Endes unseres 2. Radtages an. Allerdings sind wir die Strecke ich sage mal "semi-freiwillig" gefahren... es wollte einfach kein geeigneter Zeltplatz auftauchen. Kurz vor Sonnenuntergang nehmen wir, was da ist und sehen einfach zu, dass wir viel Platz zwischen uns und die Straße bringen. Eine Vorsichtsmaßnahme, die wir am nächsten Morgen bitter bereuen.
Denn: Es regnet in der Nacht. Stundenlang. Nachdem wir (mal wieder mit Sonnenaufgang) aufgestanden sind und alles gepackt haben, wollen wir zurück zur Straße schieben... und kommen nach knapp 100 m weder vor noch zurück. Der klebrige Morast hat unsere Reifen komplett zugekleistert und blockiert. Also: das ganze Gepäck wieder runter und Räder und Gepäck in stetem Wechsel zur Straße getragen. Das ganze Procedere kostet uns knapp 1 Stunde (und einen immensen Muskelkater).

Dafür bleibt uns der Wind gesonnen und wir erreichen Atyrau am nächsten Mittag. Hier besteht unsere vordringlichste Aufgabe darin, die nächste bürokratische Hürde zu nehmen, denn in Sachen Tourismus-Verhinderungspolitik geben sich Russen und Kasachen nichts. Auch hier müssen wir unser Visum bzw. unseren Pass registrieren, was wir in unserer grenzenlosen Naivität für eine Aufgabe hielten, die auch im Alleingang zu bewältigen wäre. Glücklicherweise bringt uns ein überaus hilfsbereiter Hotelangestellter (wenn die Übertragung funktioniert, sollte hier irgendwo auch eine Foto zu sehen sein, dass ihn in unserer Mitte zeigt ) von dieser dummen Idee ab. Er begleitet uns zum Amt, fertigt alle Kopien für uns und füllt Dokumente aus, mit denen sogar die Einheimischen überfordert sind und streitet sich mit den extrem unfreundlichen Herren vom Amt rum - und das alles wohlgemerkt in seiner Freizeit, NACH seiner 24h-Schicht! Dank dieser unglaublichen Hilfestellung wird unser Visum tatsächlich für einen Monat registriert. Mal sehen, wer uns dann bei der zweiten Registrierung hilft ;-)

Nun haben wir also erst einmal vier Wochen, um die kasachische Steppe zu erkunden. Seit Atyrau sind wir nun zwei Tage unterwegs und durften inzwischen Bekanntschaft mit den berüchtigten kasachischen Straßen machen (die hören gerne einfach mal auf). Wenn das heutige Blog-Experiment klappt und die Foto-Übertragung nicht unsere Prepaid-Karte zur Gänze leert, hoffen wir euch hin und wieder mit ein paar (nun leider etwas kleineren) Fotos von hier versorgen zu können.

Nun aber schnell das Zelt aufstellen, es wird tatsächlich und unglaublicherweise ein wenig frisch hier am Abend...

Liebe Grüße!

Tina & Björn

14 Kommentare:

  1. Die Übertragung hat super geklappt- Hoffe euch gehts gut, aber klingt ja alles nicht so schlecht. Kommen gerade aus Bremen wieder und hatten dort einen super Tag :-)

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  2. Glückwunsch! Bilder und Text sind auch ohne I-Cafe einsame Spitze! Ganz besonders freut uns, dass die Einheimischen Euch so wunderbar unterstützen. Da geht einem doch das Herz auf :) Weiterhin wünschen wir Euch günstige Winde und Regen erst nach der Abreise :-)

    Ilona & Karl-Heinz

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  3. Hallo Ihr 2, sehr schön, dass Ihr so gut und unversehrt voran kommt! 190km, RESPEKT! Tolle Bilder!

    Liebe Grüße und weiterhin gute Reise

    Tobi

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  4. Uns freut es echt, dass alles so spannend und positiv läuft... seid nur froh, dass ihr nicht in Deutschland seid... dennn hier herrscht mal wieder Seuchenalarm extrem (EHEC), nur diesmal sind wohl mal nicht die Tiere schuld, sondern üble Rohkostkeime...;-)Bussis von den Fös

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  5. Hallo es ist wirklich fantastisch was ihr alles so erlebt. Lasst Euch von den grossen Tieren nicht überrumpeln, wenn sie plötzlich vorm Zelt stehen,und auch noch guten Morgen sagen, die Gesichter möchte ich sehen, vielleicht im Bild festhalten. Also Ihr lieben radelt weiter aber schont Euch auch ein bisschen. Nicht das die Puste bald raus ist. Denn zurück wollt Ihr doch nicht oder? ganz Herzliche Grüsse aus CLP Wir denken sehr viel an Euch und erzählen vielen Leuten was Ihr für Abenteuerer seid

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  6. HA! Erster... Happy Birthday Martina!!! Ich hoffe Björn hat nen Kuchen gebacken auf eurem Campingkocher!

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  7. Alles Gute zum Geburtstag wünscht dir Marcus

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  8. Alles Gute zum Geburtstag! Wir hoffen es klappt auch in der Einsamkeit mit dem Feiern!
    Nachdem ich gestern meinen super!!! Junggesellinnenabschied (leider ohne dich :-() hatte, folgt heute ein entspannter Tag in der Sonne. Während sich Ingo heute quälen lässt!
    Genieß deinen Ehrentag!
    GlG Claudia und Ingo

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  9. Hallo Tina,

    ich wünsche Dir auch alles Gute zu Deinem Geburtstag und das alles weiter so gut läuft für euch, liebe Grüße auch an Björn

    Judith

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  10. Huhu Finchen!
    Ich hoffe du hast meine Sms bekommen, aber falls nicht, noch einmal auf diesem Wege: HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE UND ALLES LIEBE UND GUTE FÜR DEIN NEUES JAHR!!!
    Wir drücken dich ganz doll und hoffen, dass ihr deinen Tag auch ordentlich feiert!!!
    Liebe Grüße auch an Björni!
    Von Hanna und Stefan

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  11. Liebstes Martinchen,
    ich drücke dich aus der Ferne zu deinem Geburtstag. Alles Gute!
    Jetzt werde ich erst mal einige Seiten Abenteurer-Literatur nachholen.
    Liebe Grüße an euch von
    Maren und den Busch-Jungs

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  12. Liebe Lampi,

    habe es endlich geschafft, mich mal in die Wirren des Internets zu begeben und Euren BLOG zu lesen. Ich bin völlig fasziniert, wie weit Ihr schon gekommen seid und, dass Ihr immer noch die Energie habt, Eure Erlebnisse der Algemeinheit zu präsentieren. Respekt!!!!
    Wie ich den voran gegangenen Kommentaren entnehmen kann, hattest Du gestern Geburtstag. Alles Liebe zum Geburtstag nachträglich!
    Ich wünsche Euch alles Gute für Eure weitere Reise und viel Erfolg bei allen bürokratischen Hürden und natürlich wieterhin so nette, hilfsbereite Einheimische. Liebe Grüße Tanja (..schöne Grüße auch von Anja)

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  13. alles alles gute zum geburtstag aus buchara von heidi und bernd. das anstossen müssen wir aber unbedingt nachholen. geübt haben wir ja schon einmal...

    liebe grüße aus buchara

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  14. Ich bin leider viiieel zu spät! Alles Liebe nachträglich zum Geburtstag!

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