Samstag, 10. September 2011

Guilin (CHN)

Erst einmal vielen lieben Dank fuer die zahlreichen Genesungswuensche! Das linke Bein - unser / mein groesstes "Sorgenkind" - hat sich diese sehr zu Herzen genommen und gibt sich groesste Muehe, baldmoeglichst voll funktionstuechtig zu sein. So sehr, dass wir uns aller Voraussicht nach schon morgen wieder auf unsere Raeder wagen werden. Noch zwickt und zwackt es zwar und es bleibt zu hoffen, dass wir von >10%-Steigungen, die einen vollen Einsatz der Oberschenkel-Muskulatur erfordern, vorerst verschont bleiben, aber langsam und in kuerzeren Etappen sollte alles wieder einigermassen rund laufen.
Nach vier Tagen quasi Bettruhe in Zhengzhou haben wir hier in Guilin nun erst einmal meine Geh-Faehigkeiten getestet und uns die hiesige Karstlandschaft zu Gemuete gefuehrt. Die setzt sich aus einer ganzen Reihe tiefgruener kegelfoermiger Huegel zusammen, die hier wild verstreut in der Gegend stehen und so klangvolle Namen tragen wie "Berg des gefalteten Brokats" oder "Solitary Beauty Peak". Gaanz vorsichtig haben wir auch schon ein oder zwei der stadtnahen Exemplare erklommen und den Blick ueber Guilin genossen. Die Stadt ist alles in allem recht amuesant, wenn auch deutlich abgerockter als wir uns dieses ausgerechnet von einer chinesischen Touristen-Hochburg vorgestellt haetten. Aber dadurch, dass der Ort auch bei westlichen Touris sehr beliebt ist, gibt es hier auch mal das ein oder andere Cafe, Bars etc (etwas das wir in Chinas Norden - immer ausgenommen Beijing - bislang schmerzlich vermisst haben).
Um auch in der fahrradlosen Zeit etwas von China zu sehen, haben wir vorgestern tatsaechlich sogar eine richtig klassische Touri-Tour gebucht. Ziel waren die "Drachenknochen-Reisterassen", die nicht nur die groessten, sondern auch die eindrucksvollsten ihrer Art sein sollen. Was soll man sagen? Nett, ja. Durchaus huebsch anzusehen insgesamt. Aber die wilden Attribute, in die Reisefuehrer, Lonely Planet und Mitreisende unisono verfallen, koenen wir dann doch nicht teilen. Ein Grund hierfuer mag der Dunst sein, der wie nahezu immer tief ueber dem Land haengt und die Sicht entsprechend daempft. Ein anderer die Fuelle an Menschen, die sich alle dicht gedraengt durch das "total urspruengliche" und "authentische" Bergdorf Ping'an (das zu 80% aus Restaurants, Massagesalons und Nippes-Staenden besteht) zwaengen und dabei auch den groesstmoeglichen Unsinn fotografieren, auf den die Guides weisen (Steine, Kuerbisse, ein Pferd...).
Im Vergleich zu dem, was uns im Anschluss an diese Tour geboten wird, ist Ping'an allerdings geradezu ein Ausbund an Authentizitaet. Der Bus setzt uns an einem der hier sehr populaeren "Minderheiten-Doerfer" ab (zur Erklaerung: Neben den Han-Chinesen, die ueber 90% der chinesischen Bevoelkerung ausmachen, gibt es eine Reihe so genannter Minderheiten wie Dong, Dai, Hui etc. Diese sind im Uebrigen - immerhin eine Sache gelernt ;-)) - generell von der Ein-Kind-Politik ausgenommen und duerfen mindestens zwei Kinder bekommen). Hier angekommen setzt man uns auf ein Floss, das einen Fluss entlangfaehrt, an dessen Ufer verkleidete Menschen stehen, die bei der Ankunft jedes Flosses in wildes Pauken, Willkommens-Lieder singen oder Haare schuetteln verfallen - je nachdem welche Taetigkeit jeweils dem angeblichen Tagesinhalt der hier jeweils (in jeder Hinsicht) vorgefuehrten Minderheit entspricht. Kurz gesagt: Die Darbietung ist an Peinlichkeit nicht zu ueberbieten und wir senken in tiefer Scham ueber unsere (unfreiwillige) Anwesenheit bei dieser Farce die Koepfe. Sobald wir wieder an Land sind, ergreifen wir die Flucht Richtung Bus und ersparen uns den Rest der Show (eine Entscheidung, die unsere Reisefuehrerin sehr verwirrt zuruecklaesst).
Fuer uns ist auf jeden Fall ganz klar, dass dies unsere letzte "Touri-Tour" war. Wir wollen zurueck auf die Raeder. Drueckt uns die Daumen, dass mein Bein brav bleibt und uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Noch rund 800 km bis zur vietnamesischen Grenze, an der wir uns - so der aktuellste unserer Plaene - von diesem grossen, lauten und etwas seltsamen Land verabschieden werden.
Liebe Gruesse!
Tina & Bjoern
P.S. Zu den Fotos: Die ersten sieben Bilder sind hier in Guilin aufgenommen (inkl. Bjoerns Kampf gegen Kungfu-Panda, der im hiesigen Park stattgefunden und in einem fulminanten Sieg Bjoerns geendet hat ;-)). Die folgenden Fotos stammen von den Reisterassen.

3 Kommentare:

  1. Ehrlich gesagt glaube ich der Panda hat Björn platt gemacht, der ist nämlich ziemlich gut...

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  2. ... und der Björn kann nicht mal sein Bein so richtig gerade strecken. Außerdem sieht er auf dem anderen Bild ziemlich fertig aus, der Panda hat in sicher durch die Chrysanthemen gezogen. Übrigens ein tolles Beispiel der auf den Prinzipien von Ying and Yang basierenden chinesischen Parkgestaltung wie die da in ihren Plastiktöpfchen rumstehen.

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  3. ich hätte ja nie gedacht, dass ihr Euch jemals einer Touritour anschließt, aber wenn man schon nicht radeln kann.... ;-)) Ich freu mich schon auf Vietnam mit Euch, denn dieses Land wird mir um einiges sympathischer erscheinen, bestimmt.
    So nun gutes Weiterkommen!
    Dickes Bussi aus Kölle!

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