Sonntag, 25. September 2011

Bjoern in Bewegung II


Und nur mal zum Vergleich (voellig wertfrei ;-)) ein kleiner Ausschnitt der Strecke, die wir hier nach Cat Ba zurueckgelegt haben...

Morgen kehren wir der Insel und dem entspannenden Inselleben den Ruecken und setzen mit der Faehre nach Hai Phong ueber.

Einen schoenen Sonntag euch allen!

Tina & Bjoern

Bjoern in Bewegung


Heute mal etwas weniger statisch... Hier seht ihr Bjoern beim Durchradeln einer chinesischen Kleinstadt (etwas verspaetet, weil das Hochladen des Videos in China nicht moeglich war). Viel Spass beim links und rechts gucken ;-)

Freitag, 23. September 2011

Cat Ba (VIE)

Bye bye China... Und damit auch bye bye Internet-Restriktionen (zumindest solcher erkennbarer Natur ;-)). Ab sofort koennen wir wieder bloggen, wie es uns gefaellt und die Bilder damit wieder schoen dahin packen, wo sie sinngemaess hingehoeren. Also: Keine Sorge.... Nur weil dieser Blogeintrag ausnahmsweise mal nicht mit einer Fotoreihe, sondern mit Text beginnt, soll das keineswegs bedeuten, dass wir nichts anderes zu bieten haetten. Tatsaechlich ist das genaue Gegenteil der Fall. Nachdem wir uns immer noch nicht satt gesehen haben an all dem tiefen Gruen, durch das wir hier radeln duerfen und das mit dem Uebertreten der vietnamesischen Grenze tatsaechlich an Dichtheit noch gewonnen hat, nach einem Bootstrip durch die beruehmte Halong-Bucht und einer sehr kurzen, aber mindestens ebenso steilen Trekkingtour hier im Nationalpark auf Cat Ba, faellt es uns mal wieder einigermassen schwer, eine anstaendige Foto-Auswahl zu treffen. Ein Problem, mit dem wir allerdings nur allzugerne hadern, und fuer das sich leicht eine adaequate Loesung finden laesst: Mehr Bild, weniger Text ;-) Los geht's...

Von Nanning aus treten wir ordentlich (man koennte auch sagen sehr ziel- bzw. grenzorientiert ;-)) in die Pedale. Auf unserem Weg werden wir mit zwei chinesischen Basis-Weisheiten konfrontiert: Der erste Schritt zu einer neuen Strasse ist es, die alte restlos und im buchstaeblichsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleichzumachen (dass auch fuer die Baustellenfahrzeuge dann in aller Regel kein Durchkommen mehr ist, stoppt den chinesischen Abriss-Enthusiasmus nicht im Geringsten). Und zum zweiten: Es gibt nichts, was man auf einem Roller nicht transportieren koennte - seien es Schweine, Kuehlschraenke oder ein Dutzend toter Huehner. 
Wer es sich mit seinem Karma so richtig versaut hat, duerfte gute Chancen haben, als chinesisches Huhn wiedergeboren zu werden.

Hier ist noch Reststrasse vorhanden, aber ihr solltet sehen, wie es hinter der Kurve aussieht... Wir kaempfen mit knietiefen Matschpfuetzen, Feldern aus faustgrossen Steinen und oft mit einer Kombination aus beidem. Aber da bin ich zu beschaeftigt, um Fotos zu machen...

Nach 1,5 Tagen erreichen wir Dongxing. Hier machen wir es uns einen letzten Tag in einem chinesischen Hotel bequem und zelebrieren unser "Fuenfstelliges": 10.000 km haben wir inzwischen abgerissen. Dank des hohen Schlammpfuetzen-Anteils der soeben passierten (ueberlebten) Baustelle, sieht man unseren Raedern diese Strapazen ausnahmsweise einmal recht deutlich an (Hinweis: Ein schlammverdrecktes Fahrrad, das man zudem nach Moeglichkeit IM Hotel unterbringen moechte, ist nicht die beste Visitenkarte, um sich bei der Rezeption nach einem Zimmer zu erkundigen).


Die Ueberquerung der vietnamesischen Grenze ist erfreulich unkompliziert und kostet uns ganze 45 Minuten. Um uns herum wuseln derweil geschaetzte 100-200 zumeist schwer bepackte Asiaten, die wir trotz ueber 1,5 Monaten in China nur schwer eindeutig zuordnen koennen. Wir kommen zu dem Schluss, dass die Groesse das wichtigste Unterscheidungskriterium zwischen Chinesen und Vietnamesen ist. Chinesen sind klein, Vietnamesen noch ein wenig kleiner (Hinweis: Nach nunmehr drei Tagen konnten wir diesen Kriterienkatalog erweitern. Zur Unterscheidung reicht es im Zwiefelsfall, die betreffende Person auf englisch anzusprechen. Erhaelt man statt eines panischen Kicherns eine verstaendliche Antwort, duerfte es sich zu 95% um einen Vietnamesen handeln).


Vietnam setzt auf den ersten Eindruck und laesst die Konkurrenz bei der Wahl des schicksten Grenzgebaeudes weit hinter sich.
Mit dem Grenzuebetritt gewinnen wir eine Stunde (nun nur noch 5 Stunden Differenz zu Deutschland) und haben tatsaechlich noch genug Zeit die 160 km bis Halong durchzutreten. Das Ankommen gestaltet sich ambivalent. Die beruehmte Halong-Bucht mit den unzaehligen Huegeln, die hier aus dem Wasser ragen, ist definitiv ein phantastischer Anblick (vorausgesetzt der Himmel ist klar, was jetzt im Herbst die absolute Ausnahme zu sein scheint). Aber mit der Einsamkeit, die in den entsprechenden Fernsehreportagen so gerne suggeriert wird, ist es - wenig ueberraschend - nicht weit her. Containerschiffe und unzaehlige Ausflugsboote tummeln sich auf dem Wasser (wie mag es hier erst in der High Season aussehen?). Viel ueberraschender ist, dass der Bootstrip, dem wir am Folgetag durch die Bucht machen, um uns auf der Insel Cat Ba absetzen zu lassen, trotzdem sehr schoen und fast ein wenig idyllisch ist.


Der Radtransport auf dem Touri-Boot ist eigentlich nicht vorgesehen und geht deswegen vor dem Eintreffen der uebrigen Besucher neben dem eigentlichen Anlegesteg - und damit etwas umstaendlich - vonstatten.

Viele Boote, noch mehr Huegel... alles in allem ein wirklich schoener Anblick.

Wenn man von Asiaten umzingelt ist, ueberkommt einem irgendwann das Verlangen, auch einmal klassische Touri-Fotos zu machen (Asiaten scheinen im Urlaub grundsaetzlich und ohne Ausnahme nur eines zu fotografieren: ihre Frauen).

Glueck fuer die Halong-Bucht: hier hat's so viele Huegel, das sich die Boote gut verteilen lassen.

Touri-Versorgungs-Boot beim Andock-Vorgang


Halong hat nicht nur Huegel zu bieten, sondern auch solche mit tiefen Loechern drin. Wir machen Halt in zwei (uebelst bunt beleuchteten) Tropfstein-Hoehlen.
Eigens fuer uns macht das Touri-Boot einen Zwischenstopp und laedt uns auf Cat Ba ab...

... wo wir auf eine einsame Strasse stossen, die durch eine durch und durch traumhafte Landschaft fuehrt.

Und auf einen Nationalpark, durch den wir einen spontanen Kurz-Treck machen.
Angekommen auf dem Gipfel demonstriert Bjoern, dass er die mit Abstand beliebtestes Foto-Pose der Vietnamesinnen geradezu makellos beherrscht.
Cat Ba geizt nicht mit seinen Reizen... Neben Huegeln und Nationalparks gibt es hier auch nette Straende, die zum Abhaengen und - in unserem speziellen Fall - zum Fahrrad-Check einladen.
 

Unser Zwischenfazit (wenn auch etwas gewagt nach sagenhaften drei Tagen in einem neuen Land): Vietnam ist als Reiseland um ein Vielfaches einfacher als China (Kommunikation, Schrift, Essen.. endlich gibt es wieder Brot :-))) - und laesst zudem den "Urlaubs-Faktor" unserer Reise auf einen Schlag betraechtlich ansteigen. Mal gucken, wie gut wir mit dieser Einfachheit umgehen koennen. Fuer den Augenblick aber wollen wir uns nicht beschweren ueber Menschen, die englisch sprechen, Hotels, die 7 Dollar die Nacht kosten und Speisekarten, die man entziffern kann.

Die Freude ueber letzteres werden wir jetzt gleich noch einmal in vollen Zuegen "auskosten" ;-)

Liebe Gruesse!

Tina & Bjoern 

Montag, 19. September 2011

Nanning (CHN)

Projekt "Beintest" erfolgreich abgeschlossen! Nach rund 550 km, die wir innerhalb von 5 Tagen von Guilin nach Nanning zurueckgelegt haben, haben weder Oberschenkel noch Knie allzuboese Beschwerden eingelegt und wir sind frohen Mutes, Beinarbeiter bleiben zu koennen. Und auch ansonsten scheinen wir eine kleine Gluecksstraehne zu haben. Die Strecke hierher war ohne Zweifel unsere bisher schoenste in China: unglaublich gruen, huebsch huegelig und immer mehr als genug zu gucken. Das, was wir dabei zu Gesicht bekommen haben, kommt uns alles in allem deutlich suedostasiatischer als chinesisch vor, aber wir lassen uns ja gerne eines besseren belehren ;-) So haben in der letzten Woche immer wieder Wasserbueffel unseren Weg geaeumt, die von ihren Besitzern die Strasse entlang zum naechsten Fluss bzw. Wasserloch getrieben werden. Und Strohhuete gehoeren zur Standard-Ausstattung (... so wie die Sonne hier brennt, wissen wir auch warum... haben es gewagt, uns einen Tag lang auf chinesische Sonnencreme zu verlassen - nachdem wir abends rot verbrutzelt im Hotel ankamen, sind wir als erstes losgezogen und haben fuer freche 10 Euro Nivea gekauft...).

Das Leben ausserhalb der Staedte ist hier mehr als einfach: Junge Maedchen sitzen am Fluss und waschen Waesche, Frauen tragen grosse Wassereimer die Trampelpfade entlang. Und jedes einzelne der zahlreichen Reisfelder scheint - zumindest soweit wir das beobachten konnten - in reiner Handarbeit gepflegt zu werden. Im allerersten Augenblick ist diese Einfachheit huebsch anzuschauen, aber wenn man dann alte Menschen beobachtet, die nahezu ihr Eigengewicht durch die Gegend tragen, dann wuenscht man sich doch die Bauarbeiter herbei, die Wasserleitungen verlegen und ein funktionierendes Abwassersysten einrichten.

Den krassen Wechsel, den dann die Einfahrt in eine Stadt - insbesondere der Provinz-Hauptstadt Nanning - mit sich bringt, wird denke ich auf den Bildern deutlich. Staerker koennen Kontraste kaum sein.

Kurz vor dem Abschluss des chinesischen Teils unserer Reise "durften" wir auf halber Strecke nach Nanning noch eine Erfahrung machen, die unter den China-Reisenden, die wir bislang getroffen haben, durchaus schon den Rang eines Klassikers hat: der Hotel-Besuch von der Polizei. Als wir schon kurz davor waren, uns in unsere (wie immer recht harten :-() Betten zu kuscheln, klopft es an der Tuer. Eines der Hotel-Maedchen, das uns - in Ermangelung englischer Sprachkenntnisse - ihr Handy entgegenstreckt. Am anderen Ende erklaert eine weibliche Stimme, wir muessten umgehend die Polizei aufsuchen, um uns zu registrieren. Dies sei eine "policy" und das Hotel muesse andernfalls eine Strafe zahlen. Wir erklaeren, dass wir mit diesen Regelungen durchaus vertraut seien, es aber in allen anderen Faellen ausreichend gewesen sei, Kopien unseres Ausweises und der Visa zu machen. Die Dame laesst sich erweichen und gibt sich mit Kopien zufrieden (allerdings muss ich sie hierfuer zum Copyshop begleiten, da das Hotel ueber keinen Kopierer verfuegt...). Zurueck im Zimmer rechnen wir schon halb damit, das Hotel zu spaetabendlicher Stunde verlassen zu muessen (wie es schon einigen anderen Reisenden widerfahren ist). Wir machen uns auf alles gefasst - und prompt klopft es auch schon an der Tuer. Drei Polizisten stehen auf dem Hotelflur und kommen - kaum haben wir die Tuer geoeffnet - umgehend in unser Zimmer. Dabei wedeln sie mit einigen Formularen rum, die wir ausfuellen sollen. Waehrenddessen schauen sie sich - mehr oder weniger diskret - in unserem Zimmer um, begutachten insbesondere unsere Essensvorraete und schiessen das ein oder andere Foto. Ich finde das sehr frech und unverfroren und bin entsprechend genervt. Aber letzten Endes ist doch alles recht harmlos und nachdem die Polizisten unsere Fomulare mit einem Vergleichsbogen abgeglichen haben, verabschieden sie sich freundlich (!) und gehen ihres Weges.

Nachdem wir so noch einmal eine volle Dosis "China" abbekommen haben, sind wir - trotz der wirklich schoenen letzten Woche - froh, bald Land Nr. 11 bereisen zu koennen. Vietnam ziegt sich schon hier von seiner sympathischen Seite und beeindruckt uns mit dem mit Abstand einfachstem Visa-Procedere, dem wir bislang beiwohnen durften. Noch am Donnerstag sind wir nach unserer Einfahrt in Nanning und dem Hotel-Einquartieren zum vietnamesischen Konsulat gehastet - und siehe da: ein einfaches Formular ausgefuellt, ein Foto abgegeben, den Expresszuschlag direkt an gleicher Stelle (statt bei einer Bank am anderen Ende der Stadt, wie es sonst ueblich ist) eingezahlt und - zack - duerfen wir schon am Folgetag unser Visum abholen.

Das soll nun am Dienstag zum Einsatz kommen. Nur noch 200 km bis zur Grenze. Morgen gehts los!

Liebe Gruesse!

Tina und Bjoern

Samstag, 10. September 2011

Guilin (CHN)

Erst einmal vielen lieben Dank fuer die zahlreichen Genesungswuensche! Das linke Bein - unser / mein groesstes "Sorgenkind" - hat sich diese sehr zu Herzen genommen und gibt sich groesste Muehe, baldmoeglichst voll funktionstuechtig zu sein. So sehr, dass wir uns aller Voraussicht nach schon morgen wieder auf unsere Raeder wagen werden. Noch zwickt und zwackt es zwar und es bleibt zu hoffen, dass wir von >10%-Steigungen, die einen vollen Einsatz der Oberschenkel-Muskulatur erfordern, vorerst verschont bleiben, aber langsam und in kuerzeren Etappen sollte alles wieder einigermassen rund laufen.
Nach vier Tagen quasi Bettruhe in Zhengzhou haben wir hier in Guilin nun erst einmal meine Geh-Faehigkeiten getestet und uns die hiesige Karstlandschaft zu Gemuete gefuehrt. Die setzt sich aus einer ganzen Reihe tiefgruener kegelfoermiger Huegel zusammen, die hier wild verstreut in der Gegend stehen und so klangvolle Namen tragen wie "Berg des gefalteten Brokats" oder "Solitary Beauty Peak". Gaanz vorsichtig haben wir auch schon ein oder zwei der stadtnahen Exemplare erklommen und den Blick ueber Guilin genossen. Die Stadt ist alles in allem recht amuesant, wenn auch deutlich abgerockter als wir uns dieses ausgerechnet von einer chinesischen Touristen-Hochburg vorgestellt haetten. Aber dadurch, dass der Ort auch bei westlichen Touris sehr beliebt ist, gibt es hier auch mal das ein oder andere Cafe, Bars etc (etwas das wir in Chinas Norden - immer ausgenommen Beijing - bislang schmerzlich vermisst haben).
Um auch in der fahrradlosen Zeit etwas von China zu sehen, haben wir vorgestern tatsaechlich sogar eine richtig klassische Touri-Tour gebucht. Ziel waren die "Drachenknochen-Reisterassen", die nicht nur die groessten, sondern auch die eindrucksvollsten ihrer Art sein sollen. Was soll man sagen? Nett, ja. Durchaus huebsch anzusehen insgesamt. Aber die wilden Attribute, in die Reisefuehrer, Lonely Planet und Mitreisende unisono verfallen, koenen wir dann doch nicht teilen. Ein Grund hierfuer mag der Dunst sein, der wie nahezu immer tief ueber dem Land haengt und die Sicht entsprechend daempft. Ein anderer die Fuelle an Menschen, die sich alle dicht gedraengt durch das "total urspruengliche" und "authentische" Bergdorf Ping'an (das zu 80% aus Restaurants, Massagesalons und Nippes-Staenden besteht) zwaengen und dabei auch den groesstmoeglichen Unsinn fotografieren, auf den die Guides weisen (Steine, Kuerbisse, ein Pferd...).
Im Vergleich zu dem, was uns im Anschluss an diese Tour geboten wird, ist Ping'an allerdings geradezu ein Ausbund an Authentizitaet. Der Bus setzt uns an einem der hier sehr populaeren "Minderheiten-Doerfer" ab (zur Erklaerung: Neben den Han-Chinesen, die ueber 90% der chinesischen Bevoelkerung ausmachen, gibt es eine Reihe so genannter Minderheiten wie Dong, Dai, Hui etc. Diese sind im Uebrigen - immerhin eine Sache gelernt ;-)) - generell von der Ein-Kind-Politik ausgenommen und duerfen mindestens zwei Kinder bekommen). Hier angekommen setzt man uns auf ein Floss, das einen Fluss entlangfaehrt, an dessen Ufer verkleidete Menschen stehen, die bei der Ankunft jedes Flosses in wildes Pauken, Willkommens-Lieder singen oder Haare schuetteln verfallen - je nachdem welche Taetigkeit jeweils dem angeblichen Tagesinhalt der hier jeweils (in jeder Hinsicht) vorgefuehrten Minderheit entspricht. Kurz gesagt: Die Darbietung ist an Peinlichkeit nicht zu ueberbieten und wir senken in tiefer Scham ueber unsere (unfreiwillige) Anwesenheit bei dieser Farce die Koepfe. Sobald wir wieder an Land sind, ergreifen wir die Flucht Richtung Bus und ersparen uns den Rest der Show (eine Entscheidung, die unsere Reisefuehrerin sehr verwirrt zuruecklaesst).
Fuer uns ist auf jeden Fall ganz klar, dass dies unsere letzte "Touri-Tour" war. Wir wollen zurueck auf die Raeder. Drueckt uns die Daumen, dass mein Bein brav bleibt und uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Noch rund 800 km bis zur vietnamesischen Grenze, an der wir uns - so der aktuellste unserer Plaene - von diesem grossen, lauten und etwas seltsamen Land verabschieden werden.
Liebe Gruesse!
Tina & Bjoern
P.S. Zu den Fotos: Die ersten sieben Bilder sind hier in Guilin aufgenommen (inkl. Bjoerns Kampf gegen Kungfu-Panda, der im hiesigen Park stattgefunden und in einem fulminanten Sieg Bjoerns geendet hat ;-)). Die folgenden Fotos stammen von den Reisterassen.

Samstag, 3. September 2011

Ausgebremst...


Eine lange Woche haben wir in Zhengzhou auf unsere Visaverlaengerung gewartet. Kaum hatten wir diese in unserer Tasche (bzw. in unseren Paessen) haben wir uns gestern flugs auf unsere Raeder geschwungen und uns mit grossen Zielen Richtung Sueden aufgemacht.

Gekommen sind wir exakt 40 km weit.

Dann der Crash. Ich rutsche an der Strassenkante ab, fliege ueber den Lenker und mache eine sehr harte Bauchlandung auf dem Asphalt. Das (komplett beladene) Rad landet deutlich weicher - naemich auf mir. Nachdem wir ja bereits ausschweifend von den chaotischen Verkehrsverhaeltnissen berichtet haben, wuerde es sich anbieten, die Schuld fuer diesen Sturz irgendeinem chaotischen Roller- oder Busfahrer in die Schuhe zu schieben, der ueberraschend in vierter Reihe ueberholt hat. Leider muss ich gestehen, dass allein ich bzw. ein kuerzester Augenblick der Unaufmerksamkeit Schuld an dem Crash sind.

Bjoern (der hinter mir gefahren ist und somit sehr unfreiwilliger Augenzeuge des Ganzen wurde) graebt mich unter dem Rad und den Taschen aus und ich sitze nach Atem ringend an der Strasse. An Aufstehen ist nicht zu denken: Mein linker Oberschenkel hat eine boese Quetschung/ Prellung erlitten und ist an der blutend-aufgeschuerften Stelle regelrecht eingedrueckt. Auch der linke Arm und der linke Knoechel sind sichtlich angeschlagen. Zuerst werden wir und unser Dilemma von den Anwohnern rund 10 Minuten lang neugierig beobachtet, ohne dass jemand auch nur einen Finger kruemmt, um uns zu helfen. Dann sammeln sich die ersten guten Geister und binnen weiterer 10 Minuten hat Bjoern Raeder und Gepaeck auf einem Hof abgestellt und zwei Chinesen fahren uns zum naechstgelegenen Krankenhaus.

Abgesehen davon, dass dieser Ort nichts, aber auch gar nichts mit einem deutschen Krankenhaus gemein hat, ist der erste Eindruck positiv. Ein Arzt (?) drueckt an meinem Bein rum, desinfiziert und verbindet die Wunden. Dann ein kleiner Aufruhr. Knapp 10 Chinesen stroemen in das Krankenzimmer und jeder redet aufgeregt auf den anderen ein. Es dauert eine halbe Stunde und viele Telefonate mit Menschen, die angeblich Englisch sprechen und uebersetzen koennen, bis Bjoern das "Problem" eruiert hat: Der Arzt moechte mir zwei Spritzen geben (wir koennen nur mutmassen, dass es sich hierbei um Tetanus und ein Schmerzmittel handelt...), die pro Stueck 10 Yuan (knapp ueber ein Euro) kosten und vorab bezahlt werden muessen. Ok, kein Thema. Fuer die Gesundheit schrecken wir auch vor solch betraechtlichen Investitionen nicht zurueck. Und da es sich um Original-verpackte Einwegspritzen handelt, sind wir (ich ;-)) bereit, das Wagnis einzugehen.

Nach einem weiteren Kunststueck der zwischenmenschlichen Kommunikation via Hand, Fuss und Handy-Uebersetzungsprogramm ist klar, dass der Arzt gerne Knie und Oberschenkel roentgen wuerde. Der Preis hierfuer belaeuft sich auf unglaubliche 30 Yuan (nur zum Vergleich einmal im Big Maec-Index gerechnet: Das entspricht hier in China in etwa 1,25 Big Maec-Menues... also auch fuer die Chinesen offensichtlich ein durchaus tragbarer Preis). Nachdem dieser Vorschlag von uns fuer gut befunden und ich im Rollstuhl ueber den Hof geschoben wurde, macht eine wild gestikulierende Krankenschwester (?) klar, dass das Roentgengeraet ausgefallen ist. Spontan werde ich in einen Krankenwagen komplimentiert (dessen Vergleich mit einem deutschen Krankenwagen wenn ueberhaupt noch mehr hinkt als der zwischem einem chinesischem und einem deutschen Krankenhaus), die Tuer wird hinter mir zugeschlagen und los gehts. Ohne Bjoern, der ebenso ueberrascht wie ratlos zurueckbleibt.

Aber alles scheint seine Richtigkeit zu haben und nach dem Roentgen (wie zu erwarten ohne irgendeine Form von Sicherheitsmontur/ Bleiweste) werde ich zurueck ins erste Krankenhaus gefahren. Hier kriegen wir nun die schoene Nachricht, dass alle Knochen ganz sind :-) Nach der frohen Botschaft, dass ich zwar nicht mehr laufen kann, dieser Zustand aber offensichtlich reversibler Natur ist, koennen wir uns mit profaneren Problemen beschraeftigen. So z.B.: Was nun? Da nicht davon ausgehen ist, dass ich binnen kuerzester Zeit wieder fahrrad-fit bin, hilft eigentlich nur eines: Zurueck nach Zhengzhou und von dort aus einen Zug bzw. Flug nach Sueden suchen ("dank" der unfreiwilligen Unterbrechung ist die Strecke an die naechste Landesgrenze im Rahmen der Visa-Zeit mit dem Rad nicht zu schaffen). Mit noch mehr Haenden, Fuessen und Handy-Kommunikation kommen wir zu einem Van + Fahrer, der uns fuer 200 Yuan zurueck zu unserem Ausgangsort faehrt. Was fuer ein Tag...

Nach dieser sehr detailreichen Geschichte koennten wir nun eine ebenso intensive Schilderung des heutigen Tages folgen lassen. Darueber z.b. dass immer noch keine Zug-Tickets zu bekommen sind (erst ab Oktober!!). Oder dazu, dass die einzige Fluglinie, die fuer uns in Frage kommt, keine Raeder (bzw. keine Pakete entsprechender Groesse) transportiert. Dass die einzige Alternative darin besteht, die Raeder per Post zu schicken. Aber das ersparen wir euch besser. Genug Details fuer heute ;-)
Nur soviel: Wenn alles gut geht, dann starten unsere Raeder morgen per Post und wir am Dienstag mit dem Flugzeug nach Guilin. Dort werden wir dann schauen, ab wann ich wieder humpelfrei und radtauglich bin. Und dann machen wir neue Plaene ;-)

Es senden euch herzlichste Gruesse

eine angeschlagene Tina und ein Fahrradverpackungs-genervter (siehe Foto) Bjoern