Dienstag, 10. Mai 2011

Illegal in Russland: ein Einreise-Drama

Erstens: Es ist alles gut.

Zweitens: Das sah vorgestern, gestern und noch vor einer Stunde ganz anders aus.

Aber von vorne: Kertsch war huebsch (Ueberraschung ;-)), die Fahrt zu unserer Fahere unkompliziert. Ebenso die Ausreise aus der Ukraine. Vor der Einreise in Russland, die im Anschluss an die kurze Ueberfahrt folgte, hatten wir uns durchaus den ein oder anderen Gedanken gemacht. Hat mit dem Visum nun alles seine Richtigkeit? Oder koennte es doch noch irgendwelche Probleme mit der Einladung geben, die man braucht, um nach Russland einzureisen? An der Grenze selbst wurden wir - wie auch alle anderen - dann sehr sorgfaeltig kontrolliert. Die Taschen wurden durchleuchtet, die Unterboeden der Autos anderer Reisende mit Spiegeln geprueft, Motorhauben geoeffnet etc. Unser Visum schien nicht eben Tagesgeschaeft fuer die beiden Damen an der Grenze zu sein, aber schlussendlich bekamen wir unseren Stempel und alles war gut. Unsere Frage, ob wir denn nicht noch ein zusaetzliches Dokument braeuchten (wie wir es aus anderen Nicht-EU-Laendern kannten), wurde verneint.

So weit - so gut. Dachten wir... zumindest knapp 24 Stunden lang. Nach einer Uebernachtung in einem kleineren Ort (Temrjuk) beschlossen wir am Folgetag (Sonntag) eine groessere Strecke zu treten - um rechtzeitig zu den Feierlichkeiten am 9. Mai in Krasnodar und damit in einer groesseren Stadt (rund 700.000 Einwohner) zu sein. 150 Kilometer (neuer Streckenrekord ;-)) spaeter suchen wir einigermassen geplaettet nach einem Hostel - und stellen mit zunehmender Bestuerzung fest, dass uns niemand eine Unterkunft geben will. Der Grund: Uns fehlt die so genannte Immigration Card. Hotels in Russland sind verpflichtet, ihre auslaendische Gaeste beim Foederalen Migrationsdienst zu registrieren und hierzu ist die Immigration Card, die man bei der Einreise bekommt, notwendig. Wie sich in den vergangenen beiden Tagen herausgestellt hat, ist diese Karte quasi fur alles Voraussetzung: um ein Zimmer zu buchen, einen Wagen zu mieten oder aber um sich im Zweifelsfall vor der Polizei auszuweisen. Mehr noch: Sobald wir damit rausrueckten, dass wir zwar ein gueltiges Visum und einen Stempel im Pass (!), aber keine Immigration Card haben, wurden wir mit boesem Blick schnellstmoeglich der jeweiligen "Lobby" verwiesen. Als sei allein unser kurzer Aufenthalt dort schon Anlass zur Sorge fuer die Verwaltung.

Todmuede und minuetlich angespannter fahren wir durch Krasnodar und landen am Schluss im (gefuehlt?) teuersten Hotel der Stadt: 4.500 Rubel (ueber 110 Euro) pro Nacht. Aber das ist der einzige Laden, der uns Unterschlupf gewaehrt. Am gleichen Abend rufen wir die Deutsche Botschaft in Moskau an, wo man uns darauf verweist, dass die Immigration Card zwar sehr sehr wichtig sei, man aber heute (Sonntag) ebenso wie am Folgetag (Tag des Sieges) nichts fuer uns tun koenne, da alle Behoerden geschlossen seien. Aber da wir ja eine Unterkunft haetten, sei die Lage ja nicht allzu dramatisch und am Dienstagmorgen wuerde sich ein Kollege bei uns melden. "Halten Sie sich einfach von der Polizei fern. Und geniessen Sie den Feiertag!", gibt man uns noch mit auf den Weg. Leichter gesagt als getan. Da wir uns ohne Immigration Card nicht wirklich legal im Land aufhalten und zudem nicht sicher sind, ob wir ohne ausreisen koennen, sind wir mehr als angespannt. Und sauer, sehr sehr sauer, auf die beiden Damen von der Grenze.

Heute frueh dann endlich der Anruf der Botschaft. Wir sollen zurueck zur Grenze, uns nachtraeglich die benoetigten Unterlagen ausstellen lassen. Waehrend die Botschaft versucht, die Grenzer zu erreichen, um denen die Situation zu erklaeren, machen wir uns schlau, wie wir wahlweise per Bus oder Mietwagen (ohne Immigration Card nur bedingt mietbar... ein Teufelskreis) zurueck zu unserem Einreisepunkt kommen (zwei lange Tagesetappen mit dem Rad). Dann sitzen wir drei Stunden neben dem Telefon und warten....

11 Uhr: Es klingelt. Endlich! Die Botschaft. Mit guten Nachrichten. Wir koennen in Krasndoar selbst eine Ersatzkarte bekommen. Der Foederale Migrationsdienst nimmt Kontakt mit unserem Hotel auf und man schickt jemanden, um unsere Antraege abzuholen. Dieser Jemand soll hier um 14 Uhr ankommen (fuer euch um 12 Uhr - wir sind inzwischen auf Moskauzeit und euch 2 Stunden voraus). Wir gehen dann direkt mit, um das begehrte Dokument schnellstmoeglich in den Haenden zu halten. An dieser Stelle moechten wir uns (ich hoffe nicht verfrueht ;-)) ganz herzlich bei der Deutschen Botschaft in Moskau bedanken! Nach dem kurzen Daempfer am Sonntagabend (wo immerhin jemand erreichbar war, was eigentlich allein schon lobender Erwaehnung bedarf) hat man uns heute extrem unbuerokratisch, schnell und unkompliziert geholfen. Das gibt einem - im Zweifelsfall auch fuer die Zukunft - doch ein gutes Gefuehl.

Zum Schluss aber noch die Preisfrage: Warum haben wir bei der Einreise keine Immigration Card bekommen? Ganz einfach. Den Damen und Herren an der Grenze sind die Antraege ausgegangen und der Nachschub ist nicht rechtzeitig eingetroffen. Uns darueber aufzuklaeren, welche Konsequenzen das fuer uns hat (drei deutlichst ueber unserem Budget liegende Uebernachtungen und ein sehr zerruettetes Nervenkostuem), hielt man nicht fuer noetig.

Also: Drueckt uns die Daumen, dass der letzte Akt in diesem Drama fuer uns problemlos ueber die Buehne laeuft! Wir werden euch schnellstmoeglich infomieren und euch dann auch ein paar Fotos hochladen (und auch noch ein paar freundlichere bzw. einfach nur andere Geschichten ueber Russland erzaehlen).


Puhhhh....

Es gruessen - immer noch etwas angespannt

Tina und Bjoern

2 Kommentare:

  1. Alle Daumen sind gedrückt!!!

    Mensch, ich hab zwar viel Erfahrungen im Petitionen schreiben für amnesty, aber eigentlich will ich da nicht für Euch aktiv werden müssen! Im Ernst: Passt gut auf Euch auf!!!

    Das ist echt eine super Story, aber wir lesen Euren Blog auch ohne solche Geschichten ;)

    Ich denk an Euch und wünsche alles Gute!

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  2. Hallo Ihr Lieben Beiden. Das war ja wohl ein nicht so super Erlebnis. Wir hoffen und drücken Euch die Daumen das es unklomplizierter weiter geht. Wie ist denn jetzt Euer weiterer Plan
    Nochmal passt auf Euch auf
    Ma u Pa

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