Nach 2.5 faulen Tagen in Odessa, die wir wie bereits angekuendigt mit Strand, Kaffee trinken und Co. vertroedelt haben, waren wir die letzten 5 Tage sehr fahrrad-fleissig und sind bis auf die Krim geradelt. Tatsaechlich werden wir sogar - und das verbluefft angesichts der Willkuerlichkeit unserer Planung niemanden mehr als uns - auf den Tag genau zum Start unseres Russland-Visums diesen Samstag an der Grenze ankommen. Bevor es aber in Richtung Land Nr. 7 geht, hier noch ein paar Worte ueber die Ukraine, angefangen mit der Krim.
Die sei ueberall wunderschoen, hat man uns erzaehlt. "Almost like paradise..." Tja, auch auf die Gefahr hin ukrainische Gefuehle zu verletzen, bleibt uns keine Wahl, als hier vehement zu widersprechen. Mindestens der Norden und - soweit wir das von hier aus ueberblicken koennen - auch der Osten der Krim sind mitnichten paradiesisch. Begruesst wird der Krim-Tourist bei der Fahrt auf die Halbinsel mit alten Industrieanlagen, die seit Jahrzehnten niemand mehr zu benutzen scheint, die sich aber niemand die Muehe gemacht hat abzureissen (dieses Prinzip, wonach Dinge, die nicht mehr genutzt werden, sich selbst ueberlassen bleiben, zieht sich im Uebrigen seit Rumaenien und z.T. auch schon seit Ungarn sehr konsequent durch). Das sieht dann so aus...
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Wann hier zuletzt gearbeitet wurde, weiss kein Mensch. Aber wozu eine Abrissbirne bemuehen, wenn sich die Fabrikueberreste so wunderbar in die Landschaft fuegen? |
Als naechstes treffen wir auf eine semi-offizielle Muellhalde, deren Bestandteile der Wind weit ueber die Felder traegt.
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Nase zu und am besten auch die Augen: Auf dem Weg zur russischen Grenze zeigt sich die Krim nicht sehr idyllisch. |
Wir waren bereit, unser erstes Krim-Urteil zu revidieren und hatten gehofft, hier in Feodossia auf einen huebsch aufgemachten Kuesten-Ort zu treffen. Aber Strand, "Promenade" und das Zentrum praesentieren sich eher wie ein zweitklassiger Abklatsch eines drittklassigen Touri-Orts... und sind damit wenig geeignet, uns umzustimmen. Hoffen wir, dass Jalta, Sewastopol und Co. den Besuchern mehr zu bieten haben... Wir werden es wohl nicht erfahren.
Eine Sache, die wir an der Ukraine derweil sehr zu schaetzen gelernt haben, sind die unglaublich guenstigen Lebensmittel-Preise. Ein Laib Brot (und dazu noch ein leckerer ;-)) kostet keine 30 Cent. Vorgesten hatten wir das Glueck, auf eine Pizzeria zu treffen, wo wir fuer 2 Pizzen, 6 (grosse) Bier und Nachtisch weniger als 12 Euro bezahlt. Das Bestellen erweist sich derweil als verhaeltnismaessig schwierig, weil die Menue-Karten erschreckend oft in kyrillischer Schreibschrift verfasst sind und die liest sich im Gegensatz zur Druckschrift deutlich schwerer (davon abgesehen, dass sich auch ein Wort, das wir entziffert haben, uns aufgrund des mangelnden Vokabulars natuerlich noch lange nicht erschliesst ;-)). Wir haben deswegen schon mehrfach voellig willkuerlich auf die Karte gezeigt und einfach "irgendetwas" bestellt. Das macht Spass... aber nicht immer unbedingt satt. Wir bueffeln also besser wieder Vokabeln.
Und wo wir gerade bei kyrrilisch sind: Meine Sorgen um die Tastaturen und wie man hier bloggen soll, waren voellig unbegruendet. Alle Tastaturen sind doppelt belegt und die Standardeinstellung sind lateinische Buchstaben. Sinnig, wenn man bedenkt, dass ja auch Ukrainer, Russen und Co. internationale (und ich glaube sogar auch nationale) Webadressen in lateinischer Schrift eingeben muessen.
So, nun noch eine kleine Bildergalerie, um auch die visuellen Eindruecke der Tage in und nach Odessa nicht zu kurz kommen zu lassen...
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Raeder-Check am Schwarzen Meer - keine 100 Meter von unserem Odessa-Hostel :-) |
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Der Lebensrhythmus von Strassenhunden scheint weltweit identisch zu sein: raufen in der Nacht, schlafen am Tag. |
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Odessa ist an vielen Stellen huebsch anzuschauen: Hier eine Statue von Katharina der Grossen. |
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Abschied von Odessa: Nach 2,5 Ruhetagen muss man sich erst wieder ans Rad gewoehnen. |
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Das geht aber schneller als gedacht - v.a. wenn die Strassenverhaeltnisse mitspielen. |
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Trotzdem sind die Pausen mit Cola, Kaesebrot und einer reichhaltigen Auswahl an Keksen natuerlich immer am Schoensten :-)) |
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Um euch nicht nur mit Fahrradbildern zu langweilen, hier auch mal ein wenig Kultur. |
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Die ist im Uebrigen nach wie vor deutlich sozialistisch gepraegt. |
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Doch noch ein klassisches Fahrradbild zum Abschied (inzwischen mit aufgeschnallter Sicherheitsweste, um ja nicht uebersehen zu werden). |
So, nun geht es wieder auf zum Kaeffchen-trinken-Marathon. Bein- und vor allem Po-Entspannung tut Not! Morgen geht es dann straight nach Kertsch, von wo aus wir dann mit der Faehre nach Russland uebersetzen. Sind sehr gespannt!
Liebste Gruesse!
Tina und Bjoern