Montag, 3. Oktober 2011

Hoi An (VIE)

Nach nunmehr knapp zwei Wochen in Vietnam wagen wir folgende Kategorisierung. Das Land laesst sich grundsaetzlich in drei Zonen einteilen: Es gibt entweder ausschliesslich vietnamesische, ausschliesslich westliche oder aber gar keine Touristen. Und die Unterschiede, die zwischen den Staedten oder Landstrichen der jeweiligen Kategorien bestehen, sind enorm. So wird es den Vietnamesen langsam zu kalt (???), um am Meer abzuhaengen, so dass sich in den Orten, die sich auf den heimischen Tourismus konzentrieren (Sam Son, Cua Lo), aktuell nahezu leere und entsprechend trostlose Hotels und Restaurants aneinander reihen. Umso krasser erscheint einem das Treiben, in den Staedten, die sich dem internationalen Tourismus verschrieben haben (Ha Long, Cat Ba, Hoi An).

Fuer uns bedeutet das: Entweder wir sind die einzigen Langnasen.... oder es faellt uns schwer, zwischen lauter Westlern noch einen Vietnamesen zu entdecken. Entweder wir finden keine einzige lesbare Speisekarte... oder wir sind in einem so durch und durch touristisierten Ort, dass man uns alle 10 Meter mit Gewalt in ein Restaurant zerren moechte. Und so schippern wir immer froehlich von einem Extrem in das andere. Das gilt auch fuer das Wetter. Nach den herrlich sonnenreichen Tagen auf Cat Ba haben wir in den letzten Tagen den Beweis dafuer bekommen, dass die Regenzeit keineswegs vorueber ist. Vier Tage am Stueck hat es quasi durchgeregnet mit Variationen hoechstens in der Menge und der Heftigkeit des Niederschlags (vom Sprueh- ueber Troepfchen- bis zum Kuebelregen).

Fruehstueck am Strassenrand im Regen-Komplett-Outfit... als ob die Vietnamesen nicht schon genug gucken wuerden.
Irgendwo unter all dem Wasser muesste die Strasse sein... (so erweist sich die durchgehende Strassenbebauung ausnahmsweise einmal als hilfreicher Indikator).


Radfahren im Regen ist bei den hiesigen Temperaturen zwar nur eine halb so aergerliche Angelenheit wie in Deutschland. Dennoch haben wir gerade eine kleine Radfahrpause eingelegt. In diesem Augenblick warten unsere Raeder (so hoffen wir zumindest) 600 km weiter noerdlich - genauer gesagt in Vinh City - auf unsere Rueckkehr. Der Grund fuer die kurzzeitige Rad-Losigkeit ist der Entweder-Oder-Planung geschuldet, die uns Sued-Ost-Asien aufzwingt. Wenn wir nicht unbedingt in einem riesengrossen Zick-Zack-Kurs durch die Lande streifen wollen (und es fehlt uns - bei aller Liebe zum Rad - die Motivation, Hunderte von Kilometern nach Sueden zu fahren, nur um diese einen Steinwurf weiter westlich wieder hoch zu radeln), dann heisst das fuer den weiteren Weg nach Sueden: entweder Laos oder Vietnam.

Weil Vietnam, bei all dem Schoenen, das es zu bieten hat, vor allem aber auch ueber 90 Millionen Vietnamesen beheimatet, war unsere Wahl schon frueh auf Laos gefallen. Die rund 400 km, die wir bislang auf vietnamesischen Strassen zurueckgelegt haben, haben diese Wahl noch einmal ganz klar bestaetigt. Kurz gesagt: Die Vietnamesen fahren mindestens genauso bekloppt wie die Chinesen - nur auf deutlich schmaleren Strassen.

Eigens fuer Vietnam koennten wir eine eigene Foto-Kategorie einfuehren: "Bjoern ueberholt Fahrzeuge,...

..... die abenteuerlich lange Dinge transportieren."
Fuer unseren spontanen Abstecher Richtung Sueden hier nach Hoi An und zum beruehmten China-Beach mussten wir deswegen den Bus als Transport-Alternative gar nicht erst in Betracht ziehen (Busfahrer sind tatsaechlich noch um Laengen rabiater als LKW-Fahrer), sondern haben uns fuer laeppische 300.000 Dong p.P. (rd. 10 Euro) in den "Reunification Express" eingebucht, einer Bimmelbahn, die mit gemuetlichen 50 km/h Richtung Sueden bummelt - vorbei an zahllosen Reisfeldern, Wasserbueffeln, gruenueberwuchtern Huegeln und vor allem: Wasser. Doerfer recken sich noch so geradeeben aus den braunen Wassermassen, waehrend Wege und Strassen immer wieder unter ihnen verschwinden. Fluesse schwingen sich zu gigantischen Breiten auf, Menschen und Bueffel waten durch das brusthohe Nass... Wie haben die Franzosen hier nur seinerzeit die Bahstrecke durchgeduebelt (O-Ton Bjoern)? Egal... Wir kommen nach 10 hochinteressanten Zugstunden (neben den beeindruckenden Ausblicken duerfen wir das vietnamesische "Zugverhalten" bestaunen, das sich deutlich von dem des durchschnittlichen Mitteleuropaeers unterscheidet... unglaublich, wo und wie sich Menschen ueberall zum Schlafen hinknuedeln koennen) unbeschadet zunaechst in Da Nang und - eine (unvermeidliche) Bus-Stunde spaeter - in Hoi An an.

Hier werden wir nun ein paar Tage die Beine ausruhen, bevor es in die laotischen Berge geht (immer vorausgesetzt, wir finden unsere Raeder tatsaechlich dort wieder, wo wir sie in Vinh zurueckgelassen haben...). Derweil versuchen wir uns an den Vorteilen zu erfreuen, die der Aufenthalt in einer Stadt mit sich bringt, die sich mit Leib und Seele dem Tourismus verschrieben hat. Von dem eigentlichen Ort mag nichts mehr uebrig sein und es reihen sich ausschliesslich Hotels, Restaurants und Schneidereien aneinander (im interessanten Verhaeltnis 1:1:5)... dafuer gibt es Banana-Pancakes und kalte Cola light an jeder Ecke. Und das ist nach unserer Gemuese-Reis-Diaet der letzten Tage fuer den Augenblick einmal eine nette Abwechslung ;-)

Bevor wir uns wieder diesen weltlichen Genuessen hingeben, hier noch ein paar Eindruecke aus einer der defintiv Pancake-freien Zone Vietnams...


Interessierte Vietnamesen: Was ist denn das bloss alles und vor allem, wie fuehlt es sich an? Wer Angst vor koerperlicher Naehe (oder vor nackten Fuessen) hat, sollte um Vietnam einen grossen Bogen machen.

Staedte mit Wifi-Cafes moegen international wirken, koennen aber dennoch Langnasen-freie Zone sein. In dieser mussten wir bei unserer abendlichen Essensuche erst eine Horde kleiner Jungs auf Langnasen-Jagd abschuetteln.

Kein traditionelles Outfit, sondern beliebtes und praktisches Accessoire: Nichts schuetzt besser vor der Sonne als der, nennen wir ihn mal, "Reis-Hut"

Vietnamesicher Cafe: ein ueberraschender Genuss.

In Vietnam sieht man nicht den Wald vor lauter Baeumen nicht, sondern kann schon mal ganze Doerfer vor lauter Gruen aus dem Auge verlieren.

Vietnamesiches Obst... womoeglich noch besser als vietnamesischer Kaffee

Nun aber auf zum Pancake-fassen!

Es verabschieden sich

Tina & Bjoern (hier noch mit Sonne im Gesicht auf Cat Ba)

4 Kommentare:

  1. Ei, hübsch habt ihr's da.
    Und wenn ihr schon in Vietnam seit, schaut euch auch mal eine Pangasius Farm an, damit ihr mir dann erzählen könnt, ob ich den mit gutem oder nur mit schlechtem Öko-Gewissen essen darf. Da müsst ihr vielleicht noch etwas weiter nach Süden, aber für mich könnt ihr das ja mal machen.

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  2. Moin, Danang und Hoi an hatten wir wegen:REGEN ausgelassen und sind direkt in den Süden geflogen, Vietnam ist Kaffeeanbau Exprteur Nr. 2 vonne ganzen Welt (nach Brasilien) Daher: Der Kaffee dort ist äußerst super. Aber da Obs ist der absolute Wahnsinn alles legger frisch und billich. Schöne Bilder habt Ihr wieder gemacht, genießt eure Zeit! PS. Habe gekündigt... Rest per separater Mail :-) Tobi

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  3. Hei Ihr zwei! Schön Euch gesund und munter in VIE zu sehen. Wir sind zurück aus unserem Urlaub. Nachdem wir Euren Blog durch hatten, waren wir wieder urlaubsreif ;-)) Gerne würden wir Euch beim verputzen der Leckereien helfen, müssen uns jedoch auf den Besuch des örtlichen "Chinesen" beschränken. Bleibt sauber und gesund.
    Ilona & Karl-Heinz

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  4. Hey so sieht alles recht lustig aus was Ihr da so treibt ,aber die Nahrung scheint ein Garant für Kleinwuchs zu sein, man muss viele neue Sachen kaufen ,Ihr kommt nicht mehr an die Pedale und die Grösse im Pass stimmt auch nicht.also vorsicht.Jeden Tag eine gute Geschichte und wir sind zufrieden.Dank an Euch.Bis dann. Bernd.

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