Donnerstag, 8. Dezember 2011

George Town (MAL)

Damit ihr nicht etwa denkt, dass wir vor lauter Insel-Koma unseren Vortrieb vergessen haben, haben wir die letzten 6 Tage wieder unsere Raeder gefordert und sind *huestel* wieder auf einer Insel gelandet. Das aber immerhin in einem anderen Land ;-)) Malaysia, Land Nr. 15 unserer Reise und von allen asiatischen Laendern, die wir in den vergangenen Monaten durchradelt haben, das mit Abstand europaeischste. Und dieser Faktor kommt uns nach Sued-Thailand tatsaechlich nicht ganz ungelegen.

Warum das? Wo doch Thailand durch und durch touristisch ist und als Reiseland  praktisch keine Herausforderung darstellt! Das zumindest haben wir im Vorfeld oft genug gehoert - und fanden den Gedanken in der Tat auch nicht allzu abwegig. Hier nun aber noch einmal die finale Feststellung: In Thailand eine voellig Touri-freie Ecke zu finden, entspricht in etwa der Herausforderung, ein niedersaechsisches Dorf mit Kirchturm zu orten. Auf den ueber 1.500 Kilometern, die wir in Thailand zurueckgelegt haben, haben sich die thailaendischen Touristen exakt an all jenen Orten getummelt, die vermutlich auch solche Menschen zweifelsfrei zuordnen koennen, die in ihrem ganzen Leben noch keinen Fuss auf suedostasiatischen Boden gesetzt haben. Und kaum verlaesst man diese Orte, ist man ruckzuck auch schon wieder in der beruehmten Langnasen-freien Zone. Das kann man toll finden - quasi: das "echte", das "urspruengliche" Thailand entdecken. Aber dann muss man auch damit leben, dass Strassenschilder sich so manches Mal auf Thai kaprizieren, eine simple Essensbestellung mind. 10 Minuten in Anspruch nimmt und Unterkuenfte auf Schlag nicht nur einem voellig anderen Standard entsprechen, sondern vor allem auch einem Zweck dienen, der - sagen wir mal - sehr wenig mit Tourismus zu tun hat (ja, damit sind Stunden-Hotels gemeint).

Das soll nicht heissen, dass uns unsere letzten vier Thailand-Tage nicht gefallen haetten. Aber nach 2,5 Wochen des einfachen Insel-Lebens haben sie uns wieder daran erinnert, was die Herausforderung und damit auch den Charme des Radreisens ausmacht: naemlich all das zu sehen, was zwischen den Hot Spots liegt.

Start auf Ko Samui am letzten Samstag: Nach einigem Auf & Ab ...
.... geht es auf die Faehre, die uns nach 2,5 faulen Insel-Wochen...
... wieder auf's Festland zurueck in den "echten" Radler-Alltag bringt..
Und der praesentiert sich gewohnt abwechslungsreich: Verlockende Aussichten, ....

... schmale Natur-Pfade ...


und stressreiche Stadtfahrten (und - ja, genau so scheint das Gros thailaendischer Staedte auszusehen) wechseln sich munter ab.

Hinweisschilder wie diese stellen dabei sicher, dass der Ueberraschungseffekt, was genau uns hinter der naechsten Kurve oder Bruecke erwartet, nie nachlaesst.
Stunden-Hotel statt Touri-Huette und Tuetensuppe statt Strand-Restaurant. Aber immerhin: Die sehr freundlichen Inhaber stellen uns ein Tischlein vor unser Zimmer, richten uns unser Nudelsueppchen mit Kokosmilch an und spendieren eine Flasche Wasser. Es ist davon ausgehen, dass wir die einzigen Gaeste sind, die Dienstleistungen dieser Art in Anspruch nehmen (bzw. ihre Zeit hier mit Essen verplempern).
Aber auf Regen folgt ja bekanntlich immer Sonnenschein und schon am naechsten Tag finden wir nicht nur ein Hotel mit gefuehltem 4****-Standard, sondern auch einen schoenen, laangen Strand.
Und dann ist die Freude natuerlich umso groesser ;-))
Leider greift die Sonnenschein-Regen-Logik auch in der Gegenrichtung: Am naechsten Tag schuettet es ebenso nachhaltig wie kuebelweise.
Am Ende des 4. Tages quartieren wir uns an der thailaendisch-malaysischen Grenze in einem Ort ohne Namen ein (zumindest wenn es nach den thailaendischen Strassenkarten geht). Und finden uns in einer merkwuerdigen Zwischenwelt wieder, die ihre Existenz einzig der Tatsache zu verdanken scheint, dass Prostitution in Malaysia verboten ist. Wir streifen durch eine merkwuerdige Mischung aus - in Relation zur Ortsgroesse - deutlich ueberdimensionierten Hotels, zwielichtigen Karaoke-Bars und noch zwielichtigeren Massage-Salons. Nachdem wir die "Stadt" binnen 30 Minuten zu Fuss erkundet haben, steht fest, dass es nur einen Grund fuer die Anwesenheit der zahlreichen maennlichen malayischen Gaeste geben kann. Offen bleibt die Frage, warum einige tatsaechlich ihre Frauen mitgebracht haben....

So sieht er aus, der Ort ohne Namen. Schnell steht fest, dass es nicht das Ambiente ist, welches die Touristen aus dem Nachbarland anlockt.
Und auch nicht der freundiche Umgangston, der hier herrscht. Dieses Schild ziert unser Fruehstuecks-Buffet und laesst uns etwas ratlos zurueck.
Wenig angetan zum Verweilen schwingen wir uns am naechsten Tag fix auf unsere Raeder und stehen noch fixer an der Grenze (geschaetzte Distanz vom Hotel: 400 Meter). Und hier - endlich - geniessen wir nach all dem ganzen Visa und Visa-on-Arrival-Stress der letzten 8 Laender, der uns viel Geld und noch mehr Zeit gekostet hat, den unendlichen Luxus, gegen einen einfachen Stempel das Recht zu erwerben, uns ganze 90 Tage im Land aufzuhalten. Das Leben kann so einfach sein...

Die Unterschiede zu Thailand zeigen sich weniger im Landschaftsbild als vielmehr im Detail. Das heisst hier: Die Leute schmeissen zwar auch ihren Muell aus dem Fenster, aber hier raeumt ihn zwischendurch mal jemand weg.
Groesser faellt da schon der Kontrast im Stadtbild aus. Hier der Faehr-Ausblick auf George Town, unserem aktuellen Aufenthaltsort.
Wie es sich nach 6 Radtagen gehoert, steht nun wieder Ausruhen auf dem Programm bzw. ein detaillierteres Eruieren, was die malayische Kueche so zu bieten hat ;-)

Liebe Gruesse!

Martina & Bjoern

P.S. In Malaysia hat unsere bisherige Weihnachts- & Advent-freie Zeit nunmehr ein Ende. Offensichtlich arbeiten Mall-Betreiber und Supermarkt-Inhaber aktuell hart daran, Weihnachten - der muslimischen Mehrheit zum Trotz - zu importieren. Waehrend wir uns das muntere, wenn auch irgendwie leicht deplatzierte Treiben anschauen, stellen wir uns die Frage, wie malayische Eltern ihren Kindern wohl erklaeren, wer dieser pummlige weisse Geselle mit der Moehren-Nase ist....

5 Kommentare:

  1. Heja Radlers, das ist ja mal 'ne richtig gelunge Überraschung mit tollen Bildern. Seid Ihr jetzt auf dem Weg nach Australien? Da kenn ich eine schöne Abkürzung für Euch ;-) Na dann immer schön Adventslieder beim radeln singen. Grüße aus dem vorweihnachtlichen D Ilona & Karl-Heinz

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  2. Hallo, wie immer ein traumhafter Bericht! Liebe Grüße aus Kölle. PS. noch 9 Tage...

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  3. Hallo Ihr Beiden! Super Bilder die Landschaft muss ja herrlich sein. Tina dieser Radschlag einfach super. Da muss ja wirklich noch eine Menge Kraft in Dir stecken. Wie viele km habt ihr eigentlich jetzt insgesamt zurück gelegt? Wir wünschen Euch weiterhin viel Spass und viele viele
    Erlebnisse. Fehlt Euch die Weihnachtsstimmung nicht ein bisschen
    Bis bald Ma

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  4. nachdem ich nun geschalgene 3 Wochen nicht mehr online war, bin ich nun wieder voll dabei und verfolge Eure Reiseroute wieder und kann nun von insgesamt 4 Familienmitgliedern grüßen lassen. Nun genießt die Zeit und freut Euch auf mehr abwechslungsreiche Fahrradkilometer!
    Seid gedrückt von den nun 4 Fös

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  5. Die Kölschen Mädels sind in ganz weihnachtlicher Stimmung und trafen sich heute zum gemeinsamen P........backen. Alle (Püppi,Granate,Frau Bärchhaim, Mutti und Miss Loreal) sind gekommen und haben mit Hand angelegt... Sogar all die Herren (Herr Bärchhaim, Doktor und Kinder Fö) taten ihr bestes... Nur Ihr habt gefehlt.... Herzlichste Grüße von uns allen

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