Freitag, 12. August 2011

Beijing (CHN)

Bereits auf unserer letzten Reise in Suedamerika "durften" wir die Erfahrung machen, dass es keineswegs immer der einfachere Weg ist, die Raeder einmal Raeder sein zu lassen und auf ein anderes Transportmittel zurueckzugreifen. Nachdem sich diese Regel hier in China bereits beim gescheiterten Zugticket-Buchungs-Versuch bestaetigt hatte, sollte auch der Flug nicht so reibungslos verlaufen wie von uns gehofft.

Zunaechst einmal scheint der Begriff "Direktflug" kein universeller zu sein. Denn statt straight nach Beijing zu fliegen, ging es zunaechst nach Urumqui, wo wir aus dem Flieger raus und eine Stunde warten mussten. Der eigentliche Stress aber spielte sich vorher ab. Im Prinzip kann man folgenden Ablauf inzwischen als Standardprocedere definieren, wenn wir mit den Raedern fliegen.

1) Wir sind vieeel zu frueh am Flughafen. Einfach um alle Eventualitaeten einzukalkulieren. Zeit, die wir uns sparen koennen, denn...
2) Die Eventualitaeten treten erst beim Einchecken auf.
3) Eigentlich gibt es nur eine Eventualitaet: Das Sondergepaeck ist um ein Vielfaches teurer, als beim Ticketkauf angegeben wurde, womit die gesamte Preiskalkulation ueber den Haufen geworfen wird (in diesem Fall 60 statt 20 Yuan pro Extra-Kilo... macht summa summarum 240 statt 80 Euro).
4) Trotz unserer uberaus grosszuegigen Zeitplanung geraten wir in Stress.

Also, ihr seht, das Grundkonzept ist erkannt. Nun muessen wir nur noch einen Weg finden, dieses Schema beim naechsten Flug erfolgreich zu durchbrechen ;-)) Der Stress, in den wir letzten Endes geraten, ist im Uebrigen positiver Natur. Denn nachdem wir boese bis verzweifelt auf die "neuen" Preise reagieren, findet man eine Moeglichkeit, unsere Raeder beim Cargo unterzubringen. Hierzu muessen wir nur in Kauf nehmen, dass unsere Raeder ein paar Tage nach uns ankommen - und nur eine halbe Stunde vor Abflug (wohlgemerkt mit Raedern und allem Gepaeck) noch einmal kreuz und quer ueber das gesamte Flughafengelaende hetzen.

Aber alles geht glatt und wir erwischen unseren Flug. Die positive Entwicklung haelt bis 10 Minuten vor der Landung an. Dann sieht sich Bjoern gezwungen die erste "Air sickness bag" (klingt etwas feiner als "Kotztuete") seines Lebens zu benutzen. Und das ist der Anfang. Wir landen kurz nach Mitternacht und sehen uns, da wir das Hotel trotz angeblichen 24h-Service nicht erreichen koennen, gezwungen in der Flughafen-Halle zu uebernachen (man kann durchaus ein guenstiges Zimmer in Beijing finden - aber wir bezweifeln, dass das auch fuer das Flughafen-Hilton gilt ;-)). Ich verbringe die naechsten Stunden zusammengekruemelt auf zwei Sitzen - und damit immer noch deutlich komfortabler als Bjoern, der im 10-Minuten-Rhythmus fuer eine halbe Stunde die Toiletten aufsucht (sein Kommentar hierzu: "Bin ich froh, dass es mich hier und nicht in einer klassischen kirgisischen Gastiniza erwischt".... Holzplumsklo vs. stuendlich gereinigter Flughafen-Toilette).

Das Ende der Geschichte: Wir kommen Montagmorgen seehr geschafft (auch ich bin nicht gaenzlich unverschont geblieben) in unserem Hotel an. Und bleiben erst einmal den ganzen Tag im Bett. Die letzten Tage haben wir nun zur Regeneration genutzt - und die gestaltet sich beim hiesigen Klima (Mitte 30 Grad bei tropischer Luftfeuchtigkeit) als ueberaus gemaechlich. Aber inzwischen sind wir einigermassen erholt, die tatsaechlich unbeschadet angekommenen Raeder sind wieder zusammengeschraubt und wir somit startklar. Los gehts vermutlich am Sonntag. Wir hoffen, dass die Strassen dann etwas leerer sind und wir unseren Weg aus der immerhin 16-Mio-Einwohner-Metropole finden, ohne einen mittleren Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Nach all dem ganzen Text, unserer Eindruck von Beijing nun in der Kurzversion:

- Auch ohne exakte statistische Erhebung wagen wir zu behaupten, dass das mit den "9 million bicycles in beijing" eine glatte Luege ist.
- Pekinger Taxifahrer scheinen nur fuer Pekinger sowie fuer chinesische Touristen da zu sein. Als Langnase an der Strasse stehend ein Taxi heranzuwinken, scheint unmoeglich (bewiesen in exzessiven Selbstversuchen sowie in der Fremdbeobachtung. Und: Ja lieber Lonely Planet, das waere eine ueberaus hilfreiche Information gewesen!)
- Dafuer versteht die U-Bahn jeder Depp (ein Ticket-Preis fuer alle Stationen: 2 Yuan, rd. 25 Cent).
- Die "Verbotene Stadt" uebt sich in Ueber-Kompensation und wird - nach jahrhunderterlanger Besucher-Abstinenz - ueberrannt. Der Anblick der unfassbaren, nicht enden wollenden Besucherstroeme hat uns ueberzeugt, zu Hause lieber noch einmal "Der letzte Kaiser" zu gucken, statt uns in einer Live-Betrachtung zu ueben.
- Das einzig beeindruckende am Tiananmen-PLatz ist seine umfangreiche Kameraueberwachung (Foto siehe oben, unten..., muesste das erste sein)
- Wenn ihr schon einmal davon gehoert habt, dass es in China durchaus ueblich ist, im Pyjama auf die Strasse zu gehen: Das stimmt (Beweis-Foto siehe unten, oben oder wo auch immer... es wird wohl noch 1-2 Monate dauern, bis wir unseren eigenen Blog wieder zu Gesicht bekommen).

So, nun sollen Fotos sprechen.... Viel Spass beim Gucken!

Tina und Bjoern (der mal wieder mutig genug war, sich die Haare schneiden zu lassen - und das, obschon die Friseurin die denkbar am wenig vertrauenswuerdigste Frisur zur Schau getragen hat...siehe Foto)

6 Kommentare:

  1. huhu, gut dass das einigermaßen geklappt hat :-) wie ist denn der weitere plan? wollt ihr jetzt von peking aus radfahren?

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  2. wow, das sind ja so viele Eindrücke auf einmal, die man erstmal verdauen muss. Hoffentlich gehts Björni besser! Wir drücken die Daumen, dass ihr wohlbehalten die verbotene Stadt heil wieder verlasst!
    Bussi aus Köln, wo gerade die Sinnflut Einzug erhält.

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  3. Mänsch, Marco Polo wäre stolz auf euch gewesen! Auf den Bildern seht Ihr Beide einigermaßen erholt aus, freut mich! Und jetzt strampelt wieder für den Weltfrieden! Grüße aus Kölle und weiterhin erlebnisreiche und gesunde Reise...

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  4. Ja denn mal weiterhin viel Spaß.
    Und bei dem was man von der Qualität der Pekinger Luft hört konntet ihr euch ja die Kohletabletten gegen die Malaise sparen ;-)
    Habt ihr euch auch gleich mal ein paar ziemlich sicher ganz original Louis Vuitton/Gucci/Armani Fahrradtaschen gekauft?

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  5. Jo mei was is'n dös, lauter nette Bilder mit jeder Menge netter Leut. Ja is des schee!! Hät I garnet denkt, dass es sowas scheenes gibt ;-))) Ja was is denn nu mit der Peking-Ente? Die müßt Ihr mal testen, des is wunderbar lecker :-9 Jetzt hab ich einen App, ich könnt glatt zum Chinesen gehn ;-)
    Haltet die Ohren steif bis demnäx
    Ilona & Karl-Heinz

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  6. camping at the airport: was there anyone to share a birthday with?

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